Tipps und Techniken gegen die Angst vor Referaten

Das Herz pocht, die Hände zittern: Wenn Kinder Angst haben vor der Klasse zu sprechen, wird jedes Referat zur Qual. Wie können Eltern helfen?

Inhaltsverzeichnis

Es gibt Kinder, die melden sich oft und stehen gerne vor der Klasse, um ein Lied oder ein Gedicht vorzutragen. Andere wiederum vermeiden es derart im Mittelpunkt zu stehen. Sie werden nervös, weil alle Blicke auf sie gerichtet sind. Vor allem Referate sind dann eine Herausforderung.

Während einige Kids nur etwas Aufregung spüren, haben manche schon ein paar Tage vorher körperliche Symptome wie Bauch- oder Kopfschmerzen und möchten am liebsten nicht zur Schule gehen. Der Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche, Stefan Hetterich, weiß, wie Eltern ihre Kids bei Nervosität vor Referaten am besten unterstützen können.

Angst ist ein normales Gefühl

Das erste Referat ist meist eine Buchvorstellung in der zweiten Klasse. Die Kinder präsentieren ihren Klassenkameraden und der Lehrkraft in wenigen Minuten ihr Lieblingsbuch. Einigen Kindern macht diese unbekannte Aufgabe Angst. Sie sind nervös und haben vielleicht Probleme beim Einschlafen. Was passiert, wenn mir nicht alles einfällt, was ich sagen möchte oder die anderen lachen? Diese und andere Sorgen geistern durch ihre Köpfe.

Doch ein bisschen Nervosität sei normal und sogar wichtig: „Die Angst ist eine normale Begleiterscheinung und kann auch viel Energie geben“, sagt Hetterich. Ist euer Kind vor einem Referat aufgeregt, gebt ihr ihm laut Hetterich am besten die Sicherheit, dass es diese Herausforderung schaffen wird. Geht ihr positiv an das Referatsthema heran, stecke das oftmals auch euer Kind an. Zeigt ruhig Verständnis für die Gefühle eures Kindes, aber die Angst solle dabei nicht größer gemacht werden als sie ist.

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Gute Vorbereitung mindert die Angst

Gegen die Aufregung helfe außerdem, euren Nachwuchs zu ermutigen und bei der Vorbereitungsarbeit für den Vortrag zu unterstützen. „Die Angst reduziert sich, je mehr das Kind daran glaubt, dass es das schaffen kann“, sagt Hetterich. Daher sei eine gründliche Vorbereitung sehr wichtig. Euer Sprössling solle den ersten Satz auswendig lernen. Bei komplexeren Referaten überlegt euch außerdem gemeinsam Fragen und die dazugehörigen Antworten.

Den Vortrag übt euer Kind dann vor vertrauten Menschen. Das können auch die Großeltern sein, die immer positives Feedback geben. Dadurch wird das Selbstvertrauen gestärkt. Hilfreich ist es zudem, wenn Eltern erwähnen, dass auch andere Kinder Ängste haben und das ganz normal ist. Erinnert euren Nachwuchs auch an vergangene Erfolgserlebnisse oder an Situationen, die er trotz Angst gut durchgestanden hat. Am besten legt ihr euren Fokus auch nicht auf einer guten Note. Damit nehmt ihr etwas Druck raus.

Entspannungstechniken und Glücksbringer

Laut Hetterich sollten Eltern und Kinder zudem gemeinsam überlegen, was das Kind konkret tun kann während Angstzuständen. Das könnten zum Beispiel Entspannungstechniken sein, wie drei Mal tief durchzuatmen.

Am Morgen vor dem Referat hilft vielleicht ein beruhigender Tee oder ein besonders leckeres Frühstück, um gut in den Tag zu starten. Viele Kinder hätten auch Talismänner oder Kraftsteine gerne, die sie sich als Glücksbringer in die Hosentasche stecken. Oder ihr dürft ausnahmsweise ein Kuscheltier in den Schulranzen packen. Während des Vortrags hilft es einigen Kindern, Klassenkamerad:innen anzuschauen, die sie mögen.

Um das Sprechen vor der Klasse im Kleinen zu üben, sollten Eltern ihre Kinder erinnern, dass sie sich im Unterricht häufiger melden. Vielleicht sucht sich euer Kind zudem ein Hobby, bei dem es übe vor anderen im Mittelpunkt zu stehen und etwas aufzuführen. Geeignet wären zum Beispiel eine Theater- oder Tanzgruppe oder eine Kinderband.  

Bewältigen der Furcht stärkt die Selbstwirksamkeit

Obwohl Eltern ihr Kind gerne vor negativen Gefühlen schützen möchten, ist es laut Hetterich wichtig, dass es die Situation durchlebt. Wenn es merke, dass es das gefürchtete Referat trotz seiner Angst bewältigt hat, stärke dies die Selbstwirksamkeit. „Das ist der beste Weg gegen zukünftige Ängste“, sagt Hetterich. Dieses Erfolgserlebnis prägt sich ein, zukünftige Vorträge werden dann leichter fallen.  

Ist euer Kind trotz Zuspruch und gründlicher Vorbereitung sehr nervös, könnt ihr laut Hetterich im Notfall die Lehrkraft mit ins Boot holen. Dann ist der Lehrer oder die Lehrerin vielleicht bereit, die Situation angenehmer zu machen. Eine Idee wäre, dass euer Kind seinen Vortrag an seinem Platz hält, anstatt vor der Klasse zu stehen oder sogar nur vor der Lehrkraft. Eine Ausnahme solle aber nur im Notfall stattfinden, da sich euer Nachwuchs sonst selbst in Frage stelle. Schließlich wird es anders behandelt als die anderen und da komme schnell der Verdacht auf, dass es diese Situation nicht allein bewältigen kann.

Fällt es eigentlich introvertierten Schülern schwerer ein Referat zu halten? Oder haben Kinder, die nicht gerne vor der Klasse sprechen, ein niedriges Selbstwertgefühl? Hetterich zufolge könne man das so pauschal nicht sagen. Menschen seien einfach sehr unterschiedlich. Manchen falle es leichter einen Vortrag zu halten als anderen. Aber Kinder, die oft kritisiert wurden und sich daher vor Kritik fürchten, würden sich schwerer tun. Diese Kinder seien kritischer mit sich selbst und dann unsicherer in der Situation. Es sei daher wichtig, dass Kinder merken, dass auch Fehler gemacht werden dürfen.

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Hilfe bei Blackout oder Mobbing

Während ein bisschen Aufregung in Ordnung sei, werde es dagegen schwierig bei regelmäßigen Blockaden beim Sprechen. Leidet euer Kind stark darunter, sei ein Gang zum Psychologen hilfreich, um diesen Blackout therapeutisch aufzulösen. Auch wenn sich die Ängste auf mehrere Bereiche beziehen und euer Kind zum Beispiel generell ängstlich im Kontakt zu Gleichaltrigen ist, sei psychologischer Rat wertvoll. Denn es gibt Kinder, die leiden unter sozialen Ängsten. Hier kommen Eltern allein nicht mehr weiter.

Bei Kindern, die früher keine Probleme bei Referaten hatten, aber jetzt urplötzlich Angst davor entwickeln, solltet ihr genau hinschauen, woran das liegt. Hat sich euer Kind nicht genug vorbereitet? Oder ist es ein Thema der Gefühlsregulation? Bei Jugendlichen hapere es oft an der Motivation. Da seien euch eher die Hände gebunden.

Aber die meisten Teenager wollten vermeiden, dass sich eine unangenehme Referatssituation vor der Klasse wiederholt und seien deswegen daran interessiert, beim nächsten Mal wieder mehr Zeit in die Vorbereitung zu stecken. Selten passiere das Gegenteil und der Jugendliche ziehe sich zurück. Dann helfe auch hier die Botschaft, dass Fehler immer mal passieren können und man an das Kind glaube.

Anders vorgehen müsse man allerdings beim Thema Mobbing. Wenn sich euer Nachwuchs gut auf ein Referat vorbereitet, aber immer von Mitschüler:innen unterbrochen oder ausgelacht wird, dann sollt ihr laut Hetterich auf jeden Fall die Lehrkraft mit einbeziehen. Dann sei es ihre Aufgabe die negative Klassendynamik gemeinsam mit den Schüler:innen zu beseitigen, eventuell in Begleitung mit einem Schulpsychologen oder einer Schulpsychologin.

Gesprächspartner:

Stefan Hetterich, Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche

“Kinderängste verstehen und überwinden [3 Schritte]”, therapie2do, (Stand 25.03.2022)

Quelle:

“Schulbezogene Ängste”, Bayrisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus (aufgerufen am 26.1.24)

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