Ein starkes Team: So festigen Eltern die Geschwisterbeziehung

Mal Verbündete, mal Rivalen, aber immer mit einem unsichtbaren Band verbunden: Geschwister haben eine besondere Beziehung zueinander. Tipps für Eltern, um diese Bindung positiv zu fördern.

Inhaltsverzeichnis

Als ihr euch zu euerem kleinen Wunder ein weiteres gewünscht habt, hattet ihr vielleicht das Bild vor Augen, wie die beiden friedlich im Sandkasten sitzen und gemeinsam eine Burg bauen. Doch spätestens, wenn das Nesthäkchen mobil wird, sieht die Realität oft anders aus. Die Tage sind mit Streitereien durchwachsen. Das große Kind nimmt dem kleinen die Schaufel weg, das wiederum wirft mit Sand – es folgt ein großes Geschrei. Bei mehr als nur zwei Kids ist es ähnlich.

Die immerwährenden Auseinandersetzungen sind anstrengend. Wieso streiten sich die Menschen, die ihr am meisten liebt, so häufig? Wieso sind sie so eifersüchtig aufeinander? Lieben sie sich etwa nicht genug?

Geschwisterstreit trotz Geschwisterliebe

Keine Sorge, solange Geschwister zwischendurch harmonisch miteinander spielen oder kuscheln, ist alles im grünen Bereich. Kleine Streitereien unter Geschwistern sind normal und sogar wichtig für ihre Entwicklung. Zu Hause unter Brüdern und Schwestern lernen sie in einem geschützten Rahmen mit Konflikten umzugehen und wo die Grenzen des Gegenübers sind.

Allerdings könnt ihr die Bindung zwischen den Geschwistern aktiv stärken, um Streitereien sowie negative Gefühle, wie Eifersucht, etwas zu minimieren und ein Band zu schaffen, das im Optimalfall ein Leben lang hält.Geschwister, Geschwisterbeziehung, Beziehung zwischen Geschwistern, Mehrere Kinder, Beziehung, Brüder, Schwestern, Schwester, Bruder,

Vor der Geburt: Auf die Veränderung vorbereiten

Bereits wenn ihr wisst, dass ihr ein weiteres Kind bekommen werdet, lohnt es sich, euren Nachwuchs in die Schwangerschaft mit einzubeziehen. Dadurch bereitet ihr ihn langsam darauf vor, dass bald noch ein kleiner Bewohner einzieht. Wenn ihr erst ein Kind habt, wird es zu diesem Zeitpunkt zwar noch nicht verstehen, dass es bald seine Eltern teilen muss, aber ihr weckt die Vorfreude auf das Baby.

Es gibt viele schöne Kinderbücher zum Thema, die vor allem für Kindergartenkinder geeignet sind. Nach dem Lesen habt ihr einen Aufhänger, um mit eurem Kind über die Schwangerschaft, die Geburt und die erste Zeit mit Baby zu reden. Sprecht nicht nur darüber, wie niedlich es sein wird, sondern erzählt auch, dass es viel von eurer Zeit in Anspruch nehmen wird, ihr aber euer großes Kind immer lieben werdet. Schön ist es auch, wenn das Geschwisterkind den Bauch der Mutter berühren darf und die Bewegungen des Babys spürt.

Nach der Geburt: Entthronung abfedern

Auch wenn ihr euer großes Kind schon viel auf die bevorstehende Zeit mit einem Neugeborenen vorbereitet habt, bleiben negative Reaktionen häufig nicht aus. Die meisten Kinder haben mit der sogenannten Entthronung zu kämpfen. Sie müssen erst einmal verarbeiten, dass sie Mama und Papa nicht mehr ganz für sich haben. Das schmerzt und äußert sich bei vielen in Wutanfällen, manche ziehen sich aber auch zurück.

Damit euer Erstgeborenes jetzt eine gute Beziehung zum Geschwisterkind aufbauen kann, braucht es eure elterliche Unterstützung. Da der erste Eindruck wichtig ist, könnte das Neugeborene dem großen Kind direkt nach der Geburt ein Geschenk mitbringen.

Außerdem ist es hilfreich, das Geschwisterkind an der Babypflege zu beteiligen. Wickeln und Umziehen dauert dann zwar etwas länger, aber es fühlt sich dann nicht ausgeschlossen. Das ist wichtig, damit sich die Eifersucht in Grenzen hält. Denn wenn negative Gefühle überhandnehmen, wird sich auch die Bindung zwischen den Geschwistern nicht richtig entfalten.Geschwister, Geschwisterbeziehung, Beziehung zwischen Geschwistern, Mehrere Kinder, Beziehung, Brüder, Schwestern, Schwester, Bruder,

Tipps zur Pflege der Geschwisterbindung

Auch nach der anstrengenden Phase der Entthronung habt ihr als Eltern einen großen Einfluss auf die Beziehung der Geschwister. Sechs weitere Tipps, um diese besondere Bindung im Alltag dauerhaft zu stärken:

1. Auf Gleichberechtigung achten:

Enorm hilfreich ist es, wenn ihr Bevorzugung vermeidet. Das ist einfacher gesagt als getan, denn wenn ihr keine Zwillinge habt, herrscht zwischen eurem Nachwuchs ein mehr oder weniger großer Altersabstand und da ist es nur logisch, dass das ältere Kind mehr darf als das jüngere und das kleine wiederum bei manchen Aufgaben noch mehr Hilfe benötigt und damit mehr Aufmerksamkeit bekommt. Aber es geht gar nicht so sehr darum, dass jeder exakt gleich viel erhält. Es ist nur wichtig, dass die individuellen Bedürfnisse eines jeden Kindes in Summe gleichermaßen berücksichtigt werden.

2. Vergleiche vermeiden:

Auf Sätze wie „dein Bruder räumt jedes Mal seinen Teller ab“ oder „deine Schwester kommt immer pünktlich nach Hause“ solltet ihr verzichten, da auch das Vergleichen negative Gefühle wie Neid und Eifersucht wecken und schlecht für das Selbstwertgefühl sind. Erinnert euch daran, dass jedes Kind andere Stärken hat. Dadurch verhindert ihr, dass sich die Kids als Rivalen sehen.

3. Aus vielen Streitereien heraushalten:

Der richtige Umgang mit Streit trägt dazu bei, dass die Geschwisterbeziehung gestärkt wird. Für Eltern bedeutet es, dass sie sich bei verbalen Streitereien zwischen Kindern, die älter als drei Jahre alt sind, erst einmal heraushalten. Solange die Kleinen nicht handgreiflich werden, dürfen sie also den Streit selbst lösen. Außerdem solltet ihr keine Partei ergreifen, ansonsten fühlt sich ein Kind benachteiligt und das führt zu noch mehr Konflikten.Geschwister, Geschwisterbeziehung, Beziehung zwischen Geschwistern, Mehrere Kinder, Beziehung, Brüder, Schwestern, Schwester, Bruder,

4. Teilen nicht erzwingen:

Das Teilen sollte wichtig sein und von Erwachsenen vorgelebt, aber nicht erzwungen werden. Freut euch stattdessen, wenn euer Kind etwas teilt und zeigt ihm, dass ihr selbst immer an andere Familienmitglieder denkt, in dem ihr zum Beispiel einen Rest Spaghetti aufhebt, wenn eins der Kids später nach Hause kommt.

Wenn eure Kinder freiwillig miteinander teilen, gebt ihnen für dieses Verhalten positives Feedback. Hierfür beschreibt ihr die Gefühle, die ihr beim Kind erkennt, dass sich über das Teilen gefreut hat. Ihr sagt also zum Beispiel „Schau, deine Schwester lächelt. Sie freut sich darüber, dass du ihr ein paar Gummibärchen abgegeben hast“.

5. Exklusiv-Zeit für jedes Kind

Mehreren Kindern gerecht zu werden, ist gar nicht so einfach. Plant deshalb Zeiten ein, die ihr nur mit einem Kind verbringt. So hat es Papa oder Mama mal für sich ganz allein und muss nicht in Konkurrenz treten. Geschwister, die genug Aufmerksamkeit bekommen, geraten weniger oft aneinander, da Neid und Eifersucht nachlassen.

6. Gemeinsame Unternehmungen:

Gemeinsame Rituale und Aktivitäten wirken sich positiv auf die Beziehung unter den Geschwistern aus. Plant hierfür nach Möglichkeit regelmäßig Ausflüge, zum Beispiel in die Natur oder in den Park. Aber auch das gemeinsame Spielen schweißt eure Kinder zusammen und schult ihre Teamfähigkeit. Falls sie nicht sowieso schon zusammen spielen, fördert ihr das aktiv, in dem ihr zum Beispiel ein Rollenspiel anbahnt. Sport im Team, aber auch Erfolgserlebnisse, zum Beispiel wenn gemeinsam etwas gebaut wird, stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.

Jedes Jahr am 10. April ist übrigens „Welttag der Geschwister“. Wenn ihr Zeit habt, gestaltet diesen Tag besonders. Ihr könnt zum Beispiel einen Spielenachmittag machen, eine Eisdiele besuchen oder auf einen Spielplatz gehen und darüber sprechen, welche besondere Beziehung Geschwister zueinander haben.

Buchtipps

„Geschwister als Team: Ideen für eine starke Familie“, Nicola Schmidt, Kösel-Verlag, 240 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3466311040.

„Wen hast du am allerliebsten?: Mein schönstes Geschwisterbuch“, Sam McBratney, Fischer Sauerländer, 32 Seiten, 8,99 Euro, ISBN 978-3737355452.

„Wieso? Weshalb? Warum? Junior, Band 12: Unser Baby“, Angela Weinhold, Ravensburger Verlag, 16 Seiten, 11,99 Euro, ISBN 978-3473327416.

„Lesemaus 118: Conni und das neue Baby“, Liane Schneider/Janina Görrissen; Carlsen Verlag, 24 Seiten, 3,99 Euro, ISBN 978-3551080820.

Quellen:

„Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Das Geschwisterbuch“, Danielle Graf/Katja Seide, Beltz Verlag, 331 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3407865786.

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