Für alle ein gleich großes Stück vom Kuchen: Wie wird man mehreren Kindern gerecht?

Langeweile, Hunger oder der Wunsch nach Nähe: Gleichzeitig die Bedürfnisse mehrerer Kinder im Alltag zu erfüllen, ist eine große Herausforderung für viele Familien. Wie schaffen Mütter und Väter diese Meisterleistung?

Es gibt Tage, da ist es wie verhext. Die Kinder streiten sich alle paar Minuten um die Aufmerksamkeit ihrer Eltern. Sie diskutieren darüber, wer neben Mama sitzen darf, oder schubsen Geschwister zur Seite, weil sie ganz allein mit Papa spielen möchten. Am Abend fragt man sich als Mutter oder Vater dann, wie man es schafft, allen Kindern gerecht zu werden.

Wer noch ein Baby zu Hause hat, ein besonderes Kind oder eins in einer anstrengenden Phase, wird diesem automatisch mehr Zuwendung schenken. Da schleicht sich schnell ein schlechtes Gewissen ein. Doch egal, wie man es dreht und wendet: Die eigene Zeit kann man nicht wie ein Kuchen in gerechte Stücke zerlegen. Wie gibt man Kindern dennoch das Gefühl, dass es ganz genau so geliebt wird wie seine Geschwister?

Ungleichheit zwischen Geschwistern anerkennen

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Es ist gar nicht wichtig, dass ihr die Aufmerksamkeit exakt gleich verteilt. Vielmehr sollte die Qualität stimmen. Jedes Kind ist eine eigenständige Persönlichkeit mit unterschiedlichen Bedürfnissen, die auch jeden Tag variieren. Das eine Kind braucht viel Körperkontakt, um glücklich zu sein, das andere die ungeteilte Zuwendung beim Spielen. Daher ist es unmöglich, alle Kinder gleich zu behandeln. Auch das Alter spielt eine Rolle. Jüngere Kinder brauchen einfach mehr Unterstützung als ältere.

Priorisieren und Kompromisse finden

Generell klappt es nicht, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Deswegen müsst ihr im Alltag mit mehreren Kindern oft priorisieren. Welches Kind kann jetzt gerade warten? Ein Baby versteht noch nicht, wieso es nicht sofort versorgt wird. Da es erst Urvertrauen aufbauen muss, sollten seine Bedürfnisse nach Möglichkeit rasch erfüllt werden.

Doch spätestens beim zweiten Kind ist das nicht immer möglich. Manchmal ist es auch klüger, sich zuerst um das große Kind zu kümmern, damit man dann ungestört Zeit für das Baby hat. Wenn beide Hunger haben, geht es zum Beispiel schneller dem großen Kind einen Apfel aufzuschneiden als das Baby zu stillen. Herauszufinden, welches Bedürfnis gerade überwiegt ist nicht immer einfach.

Manchmal sind auch Kompromisse möglich. Wenn die Kleinen älter sind, können sie auch selbst zur Lösung von Problemen beitragen. Wenn zwei eurer Kinder sich zum Beispiel streiten, weil sie unbedingt neben dem gleichen Elternteil sitzen möchten, setzt ihr euch einfach in die Mitte und das Thema ist erledigt. Doch wie löst man diesen Konflikt, wenn man drei oder mehrere Kinder hat? Da braucht man dann kooperative Kinder oder kreative Lösungen. Wenn euch keine einfällt, fragt doch mal eure Kinder. Je öfter Kinder dazu angeregt werden, selbst nach Ideen zu suchen, desto besser funktioniert es auch meistens. Das klappt natürlich nur, wenn sie schon etwas größer sind.

Unterstützung suchen

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Wenn es gerade anstrengende Zeiten sind, weil zum Beispiel ein Kind zahnt oder mitten in der Autonomiephase steckt, dann könnt ihr als Eltern die Kinder untereinander aufteilen, damit jedes Kind mehr Beachtung bekommt. Auch die Großeltern einzuspannen, kann entlastend sein, wenn es diese Möglichkeit gibt.

Jedem Kind zuhören

Wichtig ist es auch, den Kindern immer zuzuhören, wenn sie etwas erzählen möchten. Wenn das gerade nicht möglich ist, bittet sie einfach liebevoll, kurz zu warten. Am besten fragt ihr noch nach, um welches Thema es geht. Damit vermeidet ihr, dass euer Kind vergisst, was es erzählen wollte. Anschließend solltet ihr dann ungefragt zum Kind zurückkehren, euch gegebenenfalls beim Kind für das Warten bedanken und ihm die ungeteilte Aufmerksamkeit schenken.

Am Abend den Tag reflektieren

Habt ihr ein mulmiges Gefühl, weil ihr befürchtet, dass ihr einem Kind gerade nicht gerecht werdet? Um herauszufinden, ob das tatsächlich stimmt, schreibt euch abends auf, was gut und was schlecht gelaufen ist. So könnt ihr am nächsten Tag gegebenenfalls einen Ausgleich für das benachteiligte Kind schaffen.

Tägliche Rituale für jedes Kind

Ein nettes Wort zwischendurch, ein Lächeln, ein Streicheln über den Kopf: Generell reichen oft schon Kleinigkeiten, um euer Kind Wertschätzung entgegenzubringen. Um die Beziehung zu jedem einzelnen Kind zu stärken, ist es außerdem förderlich, wenn jeder abwechselnd mal Mama und Papa für sich allein hat. Hierfür müsst ihr keine großen Ausflüge planen. Hilfreich ist es aber, tägliche Rituale für jedes Kind einzuführen. In dieser Zeit solltet ihr ihm für wenige Minuten eure gesamte Aufmerksamkeit schenken.

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Vielleicht habt ihr nach dem Abholen aus dem Kindergarten noch ein paar Minuten Zeit, um euch ungestört bei einem Snack zu unterhalten? Oder ihr kuschelt mit dem Frühaufsteher noch gemütlich im Bett, bevor es wieder trubelig wird? Viele Eltern nutzen auch den Abend vor dem Schlafengehen, um ihren Kindern ungeteilte Zuneigung zu ermöglichen, zum Beispiel beim Vorlesen einer schönen Geschichte.

Gelassenheit

Vermutlich wird es trotz der Tipps viele Tage geben, an denen die Kinder meckern, weil sie sich nicht gerecht behandelt fühlen. Eure Energie, Zeit und Zuwendung unter euren Kindern exakt gleich aufzuteilen, ist schier unmöglich. Ein Trost ist es vielleicht zu wissen, dass es anderen Familien mit mehreren Kindern ähnlich geht. Bleibt daher gelassen und achtet auch auf die eigenen Bedürfnisse. Es wird fast immer so sein, dass an einem Tag ein Kind etwas zu kurz kommt, weil seine Geschwister gerade besonders viel Mama oder Papa brauchen, sei es, weil sie Probleme in der Schule haben oder sie krank sind. Am Ende ist nur von Bedeutung, dass sich generell jedes Kind gesehen und geliebt fühlt.

Buchtipp:

Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn. Das Geschwisterbuch“, Danielle Graf/Katja Seide, Beltz Verlag, 331 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3407865786.

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