Streit unter Geschwistern – Wie Eltern am besten reagieren

Kaum sind die kleinen Äuglein aufgeschlagen und die Kinder an den Frühstückstisch getapst geht es auch schon los: „Ich will den blauen Teller haben!“. „Nein, ich bin heute dran. Du hattest gestern den blauen Teller!“. Und im Nu ist der Geschwisterstreit im Gange. Doch wie reagieren wir Eltern darauf? Streiten lassen oder eingreifen? In diesem Artikel erfährst du, wie wir Eltern am besten mit solchen Situationen umgehen und warum Geschwisterstreit auch Vorteile hat.

Inhaltsverzeichnis

Geschwisterstreitigkeiten gehören zum Alltag vieler Familien. Die Auslöser für einen Streit können dabei ganz unterschiedlich und aus Sicht eines Erwachsenen völlig unbedeutend sein, wie beispielsweise die Frage wer am Morgen von dem blauen Teller essen darf.

Für Eltern können diese Situationen stressig und herausfordernd ein. So haben wir doch alle den Wunsch, dass sich unsere Kinder verstehen, liebhaben und gemeinsam durch dick und dünn gehen. Streit und Ärger stören unser Bild einer harmonischen Geschwisterbeziehung. Doch eines vorneweg: Geschwister, die niemals miteinander in Konflikt geraten, gibt es nicht! Streit unter den Geschwistern ist völlig normal und sagt nichts über die Liebe aus, die sie füreinander empfinden.

Auch wenn die Situation für Eltern anstrengend ist, gerade am Morgen, nach einem stressigen Tag oder wenn alle gerade unter Zeitdruck stehen: Geschwisterstreitigkeiten haben tatsächlich einige überraschende Vorteile.

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    Streit fördert soziale Fähigkeiten

    Geschwisterstreitigkeiten bieten Kindern die Möglichkeit, soziale Fähigkeiten zu entwickeln und zu fördern. Durch das Austragen von Konflikten lernen sie, ihre Gefühle auszudrücken, zuzuhören und Kompromisse zu schließen.

      Förderung der emotionalen Intelligenz

      Im Vorfeld sowie während eines Streites lernen Kinder die eigenen Emotionen sowie die des Gegenübers zu erkennen. Doch sie erkennen diese nicht nur, sie lernen auch die eigenen Emotionen zu regulieren. Dabei entwickeln sie Empathie für die Gefühle ihrer Geschwister und lernen, die Perspektiven anderer zu verstehen.

        Förderung der Konfliktlösung

        Geschwisterstreitigkeiten bieten eine natürliche Umgebung, in der die Beteiligten lernen einen Konflikt zu lösen. Ganz egal wie groß der Streit ist, vor allem bei jüngeren Kindern wissen wir alle: Am Ende des Tages spielen sie wieder friedlich miteinander oder verschwören sich gemeinsam gegen Mama und Papa. Damit es überhaupt dazu kommen kann, müssen die Kinder lernen beim Streiten zu verhandeln und Kompromisse zu finden. Dabei üben sie ganz nebenbei zu kommunizieren, um zu einer Lösung zu gelangen.

          Stärkung der individuellen Persönlichkeit

          Der Umgang mit Geschwisterstreitigkeiten ermöglicht es Kindern, ihre eigene Persönlichkeit zu stärken und zu festigen. Beim Streiten lernen sie, für ihre eigene Überzeugung und Meinung einzustehen. Denn während eines Streites ist es unausweichlich, die eigenen Bedürfnisse und Wünsche zu formulieren. Außerdem lernen Kinder den eigenen Standpunkt zu verteidigen. Das gibt Selbstbewusstsein.

            Vorbereitung auf das Leben

            Wo Menschen aufeinandertreffen, kommt es früher oder später zu Konflikten. Das ist unausweichlich. Ob in der Schule, im Beruf, im Verein oder mit den Nachbarn. Das Leben ist voller Herausforderungen und Konfliktpotenzial. Geschwisterstreitigkeiten bieten daher eine Art Training für die realen Auseinandersetzungen, denen Kinder später im beruflichen und persönlichen Leben begegnen werden. Beim Streiten mit den Geschwistern lernen sie mit unterschiedlichen Meinungen und Persönlichkeiten umzugehen und darauf zu reagieren.

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            Wie reagieren Eltern am besten auf Streit unter den Geschwistern?

            Das ewige Gezanke unter dem Nachwuchs kann ganz schön belastend sein. Daher neigen wir zu Aussagen wie: „Jetzt ist aber Schluss!“ und beenden den Streit, ohne eine wirkliche Lösung herbeigeführt zu haben. Oder aber wir Eltern bestimmen einfach selbst eine Lösung. Förderlich ist dies jedoch nicht. Denn Kinder lernen durch Nachahmen und Wiederholen. Werden Streitereien immer von Erwachsenen „beendet“, haben die Kinder keine Möglichkeit von den obengenannten Vorteilen zu profitieren. Versuch es beim nächsten Streit deiner Kinder doch einmal so:

            1. Neutral bleiben

            Ganz gleich, ob du möglicherweise der einen „Streitpartei“ zustimmst oder nicht, kommt zu es zu einem Streit unter Geschwistern, ist es wichtig, dass du als Elternteil neutral bleibst. Dadurch ermöglichst du es deinen Kindern, eine eigene Lösung zu finden. Du bist nicht der Schiedsrichter, kommuniziere das auch ganz deutlich deinen Kindern gegenüber.

            2. Klare Regeln

            Je emotionaler das Streitthema, desto schwieriger kann es werden den Konflikt zu schlichten und zu einer Lösung zu kommen. Doch ganz gleich, worum sich ein Streitthema dreht: Es ist wichtig, dass gewisse Regeln eingehalten werden. Dazu gehört, dass körperliche Gewalt ebenso wie Beleidigungen ein absolutes No-Go sind. Kommt es zu Geschrei zwischen den Geschwistern ist es sinnvoll die Situation bezüglich der Lautstärke erst einmal zu beruhigen und dann das gemeinsame Gespräch zu suchen.

            3. Biete eine Anleitung

            Gerade wenn die Emotionen hochkochen, kann es für Kinder schwierig sein, einander zuzuhören und überhaupt an eine Lösung zu denken. Diese muss schlichtweg erst einmal erarbeitet werden. Bei der Erarbeitung dieser Lösung kannst du deine Kinder anleiten, ohne aktiv in den Streitgrund einzugreifen. Dazu gehst du wie folgt vor:

              • Setzt euch gemeinsam an einen Tisch oder auf die Couch.

              • Bitte Kind 1 den Streitgrund sowie seinen Standpunkt zu erklären

              • Bitte nun das nächste Kind seine Sicht auf den Streitgrund sowie seinen Standpunkt zu erklären

              • Nun bittest du deine Kinder einmal den Standpunkt des anderen einzunehmen. Und lässt sie wieder erzählen

              • Frage deine Kinder wieder abwechselnd, wie aus ihrer Sicht eine Lösung aussehen kann, damit alle glücklich sind.

              • Frage deine Kinder, auf welche Lösung oder welchen Kompromiss sie nun eingehen möchten

              • Fördere die Kommunikation

            Ermutige deine Kinder miteinander zu reden. Einander anschreien wird sie in ihrem Konflikt nicht weiterbringen. Frage deine Kinder während des Gesprächs immer wieder nach ihren Gefühlen. Auch und gerade dann, wenn sie sich in die Position des anderen versetzen.

            4. Kompromisse fördern

            Kinder sollen und müssen lernen, dass nicht immer alle eigenen Wünsche und Forderungen erfüllt werden können. Können sich die Kinder allein nicht auf eine Lösung einigen, rege an, einen Kompromiss zu finden. Ziel sollte immer sein, dass nach einem Streit beide Parteien gelöst aus der Situation herausgehen. Geraten die Verhandlungsgespräche auf der Suche nach einer Lösung ins Stocken, kannst du ebenfalls Kompromissvorschläge einbringen, über die deine Kinder nachdenken und weiterverhandeln können.

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            Fazit

            Geschwisterstreitigkeiten sind ein natürlicher Teil des Aufwachsens und bieten zahlreiche Chancen zur persönlichen und sozialen Entwicklung. Wenn wir Eltern diese Momente als Lerngelegenheiten betrachten und dementsprechend darauf reagieren, leisten wir einen wichtigen Beitrag, starke, selbstbewusste und sozial kompetente Individuen heranzuziehen.

            Unser Buchtipp zu diesem Thema:

            „Geschwister als Team: Ideen für eine starke Familie“, Nicola Schmidt, Kösel-Verlag, 240 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3466311040.

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