Das 21. Jahrhundert hat einen Hochstart hingelegt. Jugendliche sind mitten in die digitale Revolution hineingeboren, kennen keine Zeit ohne Handy und PC. Sie haben die Corona-Krise miterlebt, mussten starke Einschränkungen ihres Lebens hinnehmen und sind nun mit den Themen Klimawandel und Krieg konfrontiert. Inwieweit haben diese Umstände unsere Teenager geprägt? Und was ist ihnen besonders wichtig?
Eltern, die ihre eigenen Teenies fragen, erhalten höchst unterschiedliche Antworten. Großangelegte Jugendstudien zeigen den allgemeinen Trend, der sich aus vielen solcher Einzelmeinungen zusammensetzt. Dort wartet die eine oder andere Überraschung auf uns! Moderne Teenager sind beispielsweise viel sozialer, als es ihre Geräteaffinität vermuten lässt. Und sie reagieren sehr sensibel auf die aktuellen Krisen.
Jugend vor Corona und Krieg: Das interessierte junge Leute 2017
Beginnen wir mit dem Jahr 2017, einer Zeit, als Corona nicht einmal zu erahnen war. Eine Umfrage unter 14- bis 22-jährigen deutschen Jugendlichen ergab damals, dass den meisten von ihnen soziale Bindungen im Leben an wichtigsten waren. Das Portal Statista stellt die markanten Jugendthemen des genannten Jahres in einer Grafik dar und arbeitet die wichtigsten Faktoren heraus.
Sehr wichtig war es für 76 % der jungen Leute, Akzeptanz und Anerkennung bei guten Freunden zu finden. Für weitere 20 % war dieses Thema immerhin wichtig. Das eigenverantwortliche Leben knackte ebenso die 90-Prozent-Marke mit “sehr wichtig” und “wichtig” wie einen Partner zu haben, dem man vertrauen kann. Eine gute Ausbildung zu durchlaufen, das Leben in vollen Zügen zu genießen: Auch das lag den Jugendlichen 2017 sehr auf dem Herzen.
Sich politisch zu engagieren schien den meisten eher unwichtig, und noch unwichtiger war es, stolz auf die deutsche Geschichte zu sein, an Gott zu glauben und am Althergebrachten festzuhalten. Der letzte Punkt bildete mit Abstand das Schlusslicht dieser Befragung.
Trend-Studie 2022: Wünsche und Hoffnungen von Krisen gedämpft
Danach kam Corona über uns, anschließend der Ukraine-Krieg. Die Trend-Studie “Jugend in Deutschland” zeichnet 2022 leider ein düstereres Bild. Die Wünsche und Hoffnungen sind ähnlich gelagert: Jugendliche wollen sich eine selbst bestimmte Zukunft aufbauen, reisen, Erfahrungen machen. Aber sie nehmen die Umstände als deutlich schwieriger war.
Das wichtigste Jugendthema ist 2022 der Ukraine-Krieg, etwa 25 % der jungen Leute sorgen sich, einen Krieg im eigenen Land zu erleben oder als Soldat kämpfen zum müssen. Waffenlieferungen sehen sie eher kritisch, die Tendenz geht in Richtung Pazifismus. Doch auch die Corona-Zeit hat ihre Nachwirkungen: 46 % geben an, die Pandemie habe ich psychische Gesundheit verschlechtert.
Akuter Stress bis hin zu Zukunftsängsten: keine “heile Welt”
Auffallend viele Jugendliche berichten von Stress und negativen Gefühlen, sogar von depressiven Zuständen. Ein großer Teil von ihnen führt dies auf Schule oder Ausbildung zurück. Die hauptsächlichen Ängste bestehen darin, später nicht glücklich zu sein oder den falschen Beruf auszuwählen.
Geldsorgen gesellen sich verstärkt hinzu, wie eine Studie der IG Metall mit dem Titel “MetallRente” offenbart. Reichtum halten die Jugendlichen zwar für sich selbst nicht erstrebenswert, aber ein gutes, finanziell abgesichertes Leben möchten sie dennoch führen. Ein Viertel der in diesem Fall 17- bis 27-Jährigen befürchtet jedoch, nicht genug Geld für die Familiengründung zu haben. Und 78 % erwarten für sich Altersarmut.
Aber: Persönlicher Optimismus bleibt bestehen!
Trotz allem blicken die meisten Jugendlichen noch immer relativ optimistisch in die Zukunft, zumindest, was ihre persönlichen Umstände angeht. Sie fühlen sich zum größten Teil gesund, glauben an gute berufliche Chancen und daran, in zwei Jahren noch zufriedener zu sein als jetzt. Sobald es jedoch um die Gesellschaft im Allgemeinen geht, sieht es anders aus. Hier zeigt sich nur eine verhalten positive Stimmung, mit leicht negativer Beurteilung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und des Umweltschutzes.
Bestätigung der Ergebnisse durch Jugendstudie in DACH-Region
Schauen wir uns zum Abschluss noch eine Studie vom Institut für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung an, die noch etwas neuere Daten für uns bereithält. Die Online-Befragung, die sich an 16- bis 29 Jahre junge Deutsche, Österreicher und Schweizer richtete, fand im November 2022 statt.
Auch hier driftet die Beurteilung der gesellschaftlichen Lage von der Einschätzung der persönlichen Bedingungen ab. Über 80 Prozent der Befragten sagen, sie seien mit ihrer aktuellen Situation sehr oder eher zufrieden, ähnlich viele erwarten eine positive Zukunft für sich selbst. Und trotzdem glaubt die Mehrheit der jungen Schweizer, dass in 20 Jahren Lebensmittknappheit herrschen wird und etwa 45 % der jungen Deutschen erwartet eine größere Schere zwischen Arm und Reich.
Dass die Klimakrise außer Kontrolle gerät, davon sind 43 % der Deutschen überzeugt, die gleichaltrigen Schweizer sehen dies mit nicht einmal 10 % viel relaxter. Daran zeigt sich: Bei vielen Themen kommt es stark darauf, wo man lebt. Und auch das Geschlecht hat eine entscheidende Bedeutung: Mädchen und junge Frauen machen sich generell mehr Sorgen um die gesellschaftliche Zukunft, sind weniger zufrieden und zeigen (vielleicht deshalb) mehr Bereitschaft für persönliches Engagement.
Insgesamt möchten sich beinahe die Hälfte aller jungen Leute in der DACH-Region für Menschenrechte, für den Tierschutz und für den Umweltschutz engagieren. Energie, für Veränderungen mit anzupacken, ist also vorhanden!
Die wichtigste Frage: Was beschäftigt mein Kind?
Wenn es um einzelne Jugendliche geht, sind solche Statistiken graue Theorie. Für uns Eltern ist es viel wichtiger, zu erfahren, was unsere eigenen Kinder beschäftigt. Wie wäre es mit einer kleinen Umfrage im eigenen Haus?
Und wie ihr mit eurem Teenager zu diesen Themen im Gespräch bleiben könnt, erfahrt ihr in diesem Artikel.
