Wissenswertes zur J1 Untersuchung: Das erwartet euch

Im Alter von 12 bis 14 Jahren tut sich bei jungen Menschen sehr viel: Mädchen und Jungen reifen heran, vom Kind zum Jugendlichen. Eine körperliche und psychische Umbruchsituation entsteht, teilweise chaotisch, oft verbunden mit Reibung und Rebellion. Die letzte reguläre U-Untersuchung beim Kinderarzt fand im zarten Alter von 5 Jahren statt, danach kamen eventuell noch die U10 (7 bis 8 Jahre) und U11 (9 bis 10 Jahre) als zusätzlich empfohlene Leistungen.

Wie auch immer ihr das mit eurem Nachwuchs gehalten habt: Bei der J1 wird der Kinderarzt erstmalig zum Jugendarzt. Neben der körperlichen Gesundheit rücken jetzt verstärkt die Sexualität und die seelische Ausgewogenheit in den Fokus. Die J1 soll einen möglichst gesunden Start ins Jugendalter garantieren, deshalb nimmt sich der Arzt dafür viel Zeit und versucht, so tief wie möglich zu blicken.

J1: So umfassend ist der Gesundheits-Check

Die J1 ist ein umfassender Gesundheits-Check, der viele Facetten des Lebens mit einbezieht. Die folgenden Themen kommen auf den Tisch: 

  • Allgemeine Gesundheit
  • Haltungsschäden durch Wachstumsschübe
  • Psychische Probleme
  • Essstörungen (Übergewicht / Magersucht)
  • Eventuelle Suchtprobleme
  • Sinnes- und Organentwicklung
  • Geschlechtsorgane / Sexualität / Verhütung
  • Vollständigkeit der Impfungen
  • Hautprobleme (z.B. Akne)

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Der Arzt bringt also auch Themen zur Sprache, die dem jungen Patienten peinlich sein könnten. Darum wäre es sicher vorteilhaft, zu einem vertrauten Arzt zu gehen, der das Kind bereits seit vielen Jahren betreut und einen gewissen Vertrauensstatus gewonnen hat. Leider ist das nicht immer möglich. Die meisten Kinderärzte in Deutschland gehen jedoch behutsam vor, weil sie mit dem seelischen Zustand von Jugendlichen aus langer Erfahrung vertraut sind.

Vorgehensweise: So ist der Ablauf bei der J1

Vereinbart den J1-Termin frühzeitig, denn er nimmt viel Zeit in Anspruch und lässt sich deshalb für eine Kinderarztpraxis nicht spontan erledigen. Er enthält folgende Elemente:

Allgemeingesundheit: Die Untersuchung startet auf bekannte Weise: Der Arzt misst die Größe und das Gewicht des Patienten, dazu den Blutdruck. Auch eine Urinanalyse gehört dazu.

Organgesundheit: Danach folgt die Überprüfung der Organgesundheit (dazu gehören auch die Geschlechtsorgane) und der körperlichen Haltung

Orthopädie: Das schnelle Wachstum in dieser Phase kann zu orthopädischen Problemen führen, die einer zeitnahen Korrektur bedürfen, um Folgeschäden zu verhindern.

Impfungen: Die J1 bietet außerdem Gelegenheit, vergessene Auffrischungsimpfungen nachzuholen und ein Aufklärungsgespräch zur Vorbeugung gegen Humane Papillomviren (HPV) zu führen.

Gut zu wissen: Humane Papillomviren sind hauptverantwortlich für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs, können aber auch Mitauslöser für Mund-, Rachen-, Penis- oder Anuskrebs sein. Eine Impfung wird bei beiden Geschlechtern vor dem ersten Geschlechtsverkehr empfohlen.

Offenes Beratungsgespräch: Zum Abschluss dreht sich alles um Suchtgefahren, soziale Probleme, Sexualität und Verhütung. Ziel ist ein möglichst offenes Gespräch zwischen dem Arzt und seinem jungen Patienten.

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Fragebogen MEF J1 als Türöffner fürs Beratungsgespräch

Als Türöffner zum Beratungsgespräch verwenden Kinder- und Jugendärzte den standarisierten Fragebogen MEF J1. Aktuell beantworten die Jugendlichen 59 schriftliche Fragen und vervollständigen spontan 25 Sätze.

Die Fragen beziehen sich auf die Themen Sorgen und Ängste, Beziehungen, Essverhalten, Suchmittel, Schule sowie auf Schlafstörungen, Hautprobleme, Asthma und Migräne. Die zu vervollständigenden Sätze beginnen beispielsweise mit “Mich ärgert, wenn …” oder “Ganz im Geheimen …”. Einen Zwang zur Beantwortung gibt es nicht – und wer einen oder mehrere Punkte auslässt, muss dies auch nicht begründen.

Der Fragebogen ist allein für den Arzt bestimmt, keinesfalls für euch Eltern. Für die Eltern gibt es einen separaten Fragebogen. Der Kinder- und Jugendarzt unterliegt an dieser Stelle der Schweigepflicht und muss für sich behalten, was bei der schriftlichen Befragung und dem anschließenden Gespräch zum Vorschein kommt. Das gilt, obwohl der Patient in diesem Fall noch minderjährig ist. Nur eine Ausnahme besteht: Bei akuter Gefahr für Leib und Leben.

Mama oder Papa mit dabei: Sollten Eltern ihr Kind zur J1 begleiten?

Das wirft für euch bestimmt die Frage auf, ob ihr als Eltern euer Kind zur J1 begleiten solltet. Die meisten Jugendlichen dieses Alters reden über bestimmte Themen höchst ungern, wenn Mama oder Papa danebensitzen. Darum sollten die Eltern besser draußen bleiben. Der selbständige Arztbesuch gehört ohnehin zu den wichtigen Entwicklungsschritten junger Menschen: Hier bietet sich eine hervorragende Gelegenheit, Eigenständigkeit zu lernen.

Sind alle Parteien einverstanden, dürfen Eltern bei der J1 mit dabei sein. Empfehlenswert ist diese Konstellation aus den genannten Gründen nicht.

Übernimmt die Krankenkasse die Kosten für die J1?

Wie schon bei den Untersuchungen U1 bis U9 begleicht die gesetzliche Krankenkasse die vollständigen Kosten für die J1. Bei den oben erwähnten Zusatzuntersuchungen U10 und U11 steht die Zahlung noch auf der Kippe, ebenso wie bei der optionalen J2 im Alter von 16 bis 17 Jahren. Haltet in diesen Fällen vorher Rücksprache mit eurer Krankenkasse, zur Klärung der Kostenübernahme.

J2 – was ist denn das schon wieder?

Die J1 ist den meisten Eltern bekannt, aber was ist die J2? Es handelt sich um eine empfohlene Vorsorgeuntersuchung, gedacht als optionale Ergänzung und Schlusspunkt der medizinischen Untersuchungsreihe für Kinder. Dahinter steckt der Gedanke, dass auch Erwachsene mindestens alle zwei Jahre zum Gesundheits-Checkup gehen (zumindest, wenn sie ihre medizinische Vorsorge ernst nehmen). Jugendliche sollten dasselbe Recht in Anspruch nehmen können.

Da die Berufswahl auch mit der Gesundheit verknüpft ist (z.B. bezüglich Allergien), kommt dieses Thema bei der J2 zur Sprache. Ebenso wie weitere wichtige Themen dieser Lebensphase kurz vor der Volljährigkeit.

Im Zentrum stehen jedoch eventuelle Pubertäts- und Sexualitätsstörungen sowie Haltungsstörungen, die Diabetes-Vorsorge und eine mögliche Kropfbildung. Die Eltern dürfen mit dabei sein, müssen sie aber nicht. Wie schon bei der J1 ist es meistens besser ohne. Euer Kind wird groß!

Quellen:

“Die J1-Untersuchung – Gesundheitscheck im Jugendalter”, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Stand 05.09.2023)

“J1 – wichtige Vorsorge für Jugendliche”, Berufsverband der Kinder- und Jugendärzt*innen (Stand 05.09.2023)

“J1-Untersuchung”, NetDoktor (Stand 09.01.2022)

“J1-Untersuchung – Komplettcheck der körperlichen und seelischen Gesundheit”, Dr. Brack Allgemeinmedizin (Stand 05.09.2023)

“Gehören U10, U11 und J2 auch zu den „normalen“ Früherkennungsuntersuchungen?”, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Stand 05.09.2023)

“HPV-Impfung bei Jugendlichen”, Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (Stand 05.09.2023) 

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