Vom schlechten Zeugnis zum Erfolg: So unterstützt du dein Kind im neuen Schuljahr

“Oh Mann, mit diesem Zeugnis kommst du besser nicht nach Haus, sondern allenfalls zur Fremdenlegion”, singt Reinhard Mey in seinem Lied “Zeugnistag”.

Sein eigenes, zwölfjähriges Ich ist dieser “faule Hund”, wie er sich selbst beschreibt. Voller Angst vor der elterlichen Reaktion zeigt er sein Zeugnis daheim nicht vor, sondern fälscht die Unterschriften beider Eltern. Als die Sache ans Licht kommt, erlebt er eine beispiellose Liebeserklärung – erst vom Vater, dann von der Mutter. “Ich weiß nur eins, ich wünsche allen Kindern auf der Welt … Eltern, die aus diesem Holze sind”, singt er. Den Rest solltet ihr euch selbst anhören!

Das Lied ist weit mehr als eine Anekdote. Es zeigt, wie viel wichtiger elterliche Liebe und Anerkennung sind als kalte Noten auf dem Papier. Trotzdem sollen eure Kinder in der Schule etwas lernen, gewiss! Das klappt am besten, wenn ihr sie unterstützt und an ihrer Seite steht. Anregungen dafür möchten wir euch im Folgenden geben.

Enttäuschung und Wut über das Zeugnis: Wohin damit?

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Natürlich wünscht ihr eurem Kind alles Gute, auch die besten Noten. Und wahrscheinlich wisst ihr zu genau, dass euer Nachwuchs in diesem Schuljahr nicht seine beste Leistung gebracht hat. Eure Enttäuschung ist also nachvollziehbar, und aus Enttäuschung folgt fast immer Wut.

Das Schulministerium NRW befragte de Diplom-Pädagogen Detlef Träbert und den Psychologen Andreas Heinecke, wie Eltern auf ein schlechtes Zeugnis reagieren sollten – und wie nicht. Eine wichtige Frage war, ob Eltern nicht schimpfen dürfen. Träbert hat dazu eine deutliche Meinung: “Doch, sie können sauer sein und auch laut werden, aber der Ärger darf sich dabei nicht aufs Kind richten und es beleidigen.”

Genau das ist der Kern der Sache. Dass ein schlechtes Zeugnis kein Anlass zur Freude ist, weiß euer Kind selbst, auch ohne, dass es dafür ausgeschimpft wird. Beleidigungen und Strafen verletzen das Selbstwertgefühl und wirken alles andere als motivierend, ganz im Gegenteil. Verstärkter Leistungsdruck wirkt sich meistens nicht nur negativ auf die Noten aus, sondern auch auf die Eltern-Kind-Beziehung.

Ursachensuche und praktische Hilfe – der konstruktive Umgang

Wir legen euch sehr ans Herz, die Sache konstruktiv anzugehen und dabei die Beziehung zu Sohn oder Tochter zu stärken. Haltet beispielweise die Augen auf nach mindestens einer Note, die positiv herausragt, weil euer Kind sich dafür besonders angestrengt hat oder eine spezielle Begabung besitzt. Hier habt ihr Gelegenheit für ein Lob.

Die anderen Zeugnisnoten sollten Anlass für Nachforschungen geben. Was sind die Gründe fürs Leistungstief? Bedenkt dabei, dass vor allem in der 7. Bis 9. Klasse die Hormone kreisen und die Pubertierenden schon deshalb anderes im Kopf haben, als ausgerechnet zu lernen. Schaut euch eure eigenen Zeugnisse aus dieser Zeit und versetzt euch gedanklich zurück.

Darüber hinaus kann es viele andere Ursachen dafür geben, dass es in der Schule hakt. Findet gemeinsam mit eurem Kind heraus, wo der sprichwörtliche Hase im Gemüse liegt, und versucht das Problem Hand in Hand zu lösen.

Ursachensuche: Warum schöpft mein Kind sein Potential nicht aus?

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Die beste Grundlage für eine gemeinsame Ursachenforschung sind Vertrauen und Wertschätzung. Dafür gilt es, behutsame Worte zu finden, spätestens dann, wenn der erste Schock über das schlechte Zeugnis verdaut ist. Und dann: zusammen ran ans Werk!

Das sind die möglichen Ursachen für ein Leistungstief:

  1. Mangelnde Motivation: Hinterfragt die Gefühle, die hinter dem Motivationsmangel stecken. Was wirkt demotivierend, was wirkt motivierend? Auf Letzteres solltet ihr setzen!
  2. Überforderung mit den Lerninhalten: Vielleicht benötigt euer Kind Nachhilfe oder Gedankenanstöße von euch. Auch gut gemachte Lernvideos können helfen, hinter den “Stoff” zu kommen. Eventuell hat euer Kind auch ein Lernhindernis wie ADHS oder Legasthenie: Wird Zeit, das herauszufinden.
  3. Soziale Probleme: Liebeskummer, Krach mit Freunden, Streit in der Familie: All das kann sehr ablenkend wirken – ganz zu Recht! Eventuell muss euer Kind erst diese Dinge emotional ordnen, bis es wieder richtig gut lernen kann.
  4. Erhöhter Leistungsdruck: Zu viel ist einfach zu viel! Prüfungsangst und Stress resultieren aus zu hohem Leistungsdruck und führen zu schlechten Noten. Nehmt, wo möglich, Druck aus dem Privatleben heraus, redet eventuell mit verantwortlichen Lehrern.
  5. Organisations-Chaos: ist euer Kind ein kleiner Chaot, dem es nicht gelingt, sich selbst zu organisieren? Ein regelmäßiger aktualisierter Lernplan hilft in vielen Fällen weiter, zum Beispiel erstellt von einem erfahrenen Nachhilfelehrer oder von euch selbst.
  6. Rebellion: Zahlreiche Teenager durchleben eine Phase der Rebellion, die sie gegen Autoritäten jeder Art aufbegehren lässt – in erster Front stehen die Lehrer. Zwang befeuert den Trotz nur noch. In dieser Situation müsst ihr als Eltern zum Ruhepol werden und sich selbst einer Geduldsprobe unterziehen.

Kurzfristig planen – sozial belohnen!

Unseren Schlussgedanken entnehmen wir dem Interview mit Diplom-Pädagoge Detlef Träbert. Er rät davon ab, ein ganzes Schuljahr im Voraus zu planen, womöglich mit Wunsch-Endnoten auf dem nächsten Zeugnis. Lernziele für Schüler sollten kurzfristig und realistisch sein, sich also eher auf Wochen als auf Monate beziehen. Belohnungen sind zwar deutlich besser als Strafen, doch normalerweise sollte ein Lob für gute Leistungen oder erhöhtes Engagement reichen. Falls nicht: besser sozial belohnen statt materiell. Das magische “Wir machen was Tolles zusammen” wirkt auch noch in der Pubertät, wenn es sich nach den Interessen des Kindes richtet. Dann klappt’s (vielleicht) auch mit dem nächsten Zeugnis.

Quellen:

“Zeugnis – was tun bei schlechten Noten?”, Schulministerium NRW (Stand 08.09.2023)

“Schlechte Noten: Was tun als Eltern? 33 Konkrete Maßnahmen”, tutorboost.de (Stand 08.09.2023)

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