5 Gründe, warum Kinder anzuschreien nicht funktioniert: Die Kraft der positiven Erziehung

Elternschaft ist eine herausfordernde Aufgabe, die mit Liebe, Freude und gelegentlicher Frustration verbunden ist. Trotz unserer besten Absichten gibt es Zeiten, in denen der Stress des täglichen Lebens und die Anforderungen der Erziehung uns dazu verleiten, unsere Stimme zu erheben und unsere Kinder anzuschreien. Studien und Experten für Kinderpsychologie weisen jedoch darauf hin, dass dieser Ansatz nicht nur unwirksam ist, sondern auch langfristige negative Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden der Kinder haben kann. In diesem Artikel gehen wir der Frage nach, warum Schreien nicht funktioniert, und bieten alternative positive Erziehungsstrategien an, die eine gesunde Eltern-Kind-Beziehung fördern.

Die Wissenschaft hinter effektiver Disziplinierung

Positive Disziplin ist ein Erziehungsansatz, der seine Wurzeln in der Adlerschen Psychologie hat. Eine in den Vereinigten Staaten veröffentlichte Studie (2021) von Paul Carroll, Dozent an der School of Social Sciences, Humanities and Arts, untersuchte die Auswirkungen die eine Teilnahme an Elternworkshops mit Positiver Disziplin auf Kinder hat.

Die Untersuchung ergab, dass die Teilnahme an Positive-Discipline-Elternworkshops mit einem Rückgang der Anwendung autoritärer Erziehungstechniken verbunden war, die verbale Feindseligkeit, körperliche Bestrafung, nicht begründete Strafmaßnahmen und übermäßige Direktheit umfassen. Darüber hinaus gab es einen Rückgang permissiver Erziehungspraktiken und eine Verringerung des elterlichen Stressniveaus. 

Bemerkenswerterweise wurde in der Studie auch eine Verbesserung der von den Eltern angegebenen akademischen Kompetenz der Kinder festgestellt, zusammen mit einem Rückgang der von den Eltern wahrgenommenen externalisierenden und hyperaktiven Verhaltensweisen.

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Die nachteiligen Auswirkungen von Schreien

Das Anschreien von Kindern kann vorübergehend ihre Aufmerksamkeit erregen oder Angst auslösen, geht aber an der eigentlichen Ursache ihres Verhaltens vorbei. Die Forschung zeigt, dass wiederholtes Anschreien bei Kindern zu erhöhter Aggression, Ängsten und geringem Selbstwertgefühl führen kann. Laut Dr. Laura Markham, Autorin des Buches “Gelassene Eltern – zufriedene Kinder” und klinische Psychologin und Erziehungsexpertin, bringt anschreien Kinder vielleicht dazu, das zu tun, was im Moment gewollt wird, aber es beschädigt das Vertrauen und die Verbindung, zwischen Elternteil und Kind.

1. Negative Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden

Schreien kann erhebliche negative Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden von Kindern haben, die über den unmittelbaren Moment des Ausbruchs hinausgehen. Es kann dauerhafte Auswirkungen auf ihr Selbstwertgefühl und ihre allgemeine emotionale Entwicklung haben. Dr. Markham  erklärt, dass Eltern, die schreien, nicht nur das Selbstwertgefühl ihrer Kinder schädigen, sondern auch einen ungesunden Umgang mit Gefühlen vorleben.

2. Verminderte Kommunikation und Verbindung

Schreien behindert eine effektive Kommunikation und Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Dr. Tina Payne Bryson, Psychotherapeutin und Mitverfasserin des Buches “The Whole-Brain Child, erklärt in ihrem Blog: ” Das Schreien kann für Kinder oft sehr beängstigend sein und aktiviert den Teil ihres Gehirns, der für die Wahrnehmung von Bedrohungen zuständig ist. Dies kann dazu führen, dass sie sich zurückziehen oder in den reaktiven Kampfmodus übergehen.” Es behindert die Eltern-Kind-Bindung und schafft Distanz, anstatt die Verbindung zu fördern. Dieser Mangel an Bindung kann langfristig das Vertrauen und die offene Kommunikation beeinträchtigen.

3. Verstärkung von unerwünschten Verhaltensweisen

Im Gegensatz zu seinem eigentlichen Zweck kann Schreien negative Verhaltensmuster bei Kindern verstärken. Dr. Alan Kazdin, Professor für Psychologie und Kinderpsychiatrie an der Yale University, erklärt in einem Interview mit der New York Times: “Wenn das Ziel darin besteht, etwas in dem Kind zu verändern oder eine positive Gewohnheit in ihm zu entwickeln, ist Schreien nicht der richtige Weg, um das zu erreichen.” Schreien dient als ungewollte Verstärkung für Fehlverhalten, weil Kinder es als ein Zeichen von Aufmerksamkeit wahrnehmen können, selbst wenn es negative Aufmerksamkeit ist. Dadurch lernen Kinder ungewollt, dass sie durch Fehlverhalten Aufmerksamkeit und Macht erlangen können.

4. Entwicklung von Aggression und Feindseligkeit

Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Kinder, die häufig angeschrien werden, mit größerer Wahrscheinlichkeit aggressive und feindselige Verhaltensweisen zeigen. Eine Studie an Kindern im Alter zwischen 13 und 14 Jahren, die im Journal of Child Development (Mai/Juni 2014) veröffentlicht wurde, ergab, dass harte verbale Disziplinierung, einschließlich Schreien, mit einem Anstieg des aggressiven Verhaltens von Kindern verbunden war (Wang und Kenny, 2013). Dies unterstreicht die Bedeutung alternativer Disziplinierungsstrategien, die positives Verhalten und emotionale Regulierung fördern.

5. Schädliche Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit

Eine andere Studie über frühe Jugendliche bis ins Erwachsenenalter, die 2016 von Schonfield et al. im Journal of Social Science & Medicine veröffentlicht wurde, hat gezeigt, dass der Einsatz von harten Erziehungsmethoden zu negativen Folgen bei Jugendlichen führen kann, darunter ein Rückgang der selbst berichteten körperlichen Gesundheit und eine Zunahme des Körpermasseindex (KMI).

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Positive Erziehungsmethoden

Nimm dir als Elternteil eine Auszeit (Time-Out)

Wende dich physisch von deinem Kind ab und schaffe einen Moment der Trennung. Atme tief ein und trete, wenn möglich, für einen kurzen Augenblick aus dem Raum. Alternativ kannst du Wasser laufen lassen und dir das Gesicht damit bespritzen, wobei du die sensorische Ablenkung nutzt, um deine Aufmerksamkeit von deinem Kind auf deinen inneren Zustand zu lenken. Erkenne, dass unter dem Ärger andere Emotionen wie Angst, Traurigkeit und Enttäuschung liegen. 

Erlaube diesen Emotionen in dir hochzukommen und atme einfach. Lasse, falls nötig, Tränen fließen und sei während dieses Prozesses freundlich zu dir selbst. Indem du dir erlaubst, wirklich zu fühlen, was unter dem Ärger liegt, ohne sofortige Handlungen zu ergreifen, wirst du allmählich beobachten, wie sich der Ärger auflöst und einem friedlicheren Zustand Platz macht.

Ruhige Kommunikation

“Niemand kann 24/7 friedlich bleiben. Das ist ein Ziel. Unser Ziel, unsere Absicht als Eltern ist es, uns selbst in einen ruhigen Zustand zurückzubringen.”  Dr. Laura Markham in ihrem Interview “Wie man aufhört zu schreien und stattdessen eine Verbindung zu seinen Kindern aufbaut” mit Dr. Robyn.

Die praktizierte offene und ruhige Kommunikation beinhaltet die Verwendung eines sanften und freundlichen Tons, wenn du mit deinem Kind sprichst. Indem du deine Stimme modulierst und auf eine nicht konfrontative Art sprichst, schaffst du eine Atmosphäre des Verständnisses und des Respekts. Diese Herangehensweise ermöglicht es dir, deine Erwartungen auszudrücken und Verhaltensprobleme auf eine Weise anzugehen, die Zusammenarbeit und gegenseitiges Verständnis fördert.

Das Schreien auf Kinder mag zunächst scheinbar schnelle Ergebnisse liefern, aber es schadet der Eltern-Kind-Beziehung und hat negative Auswirkungen auf das emotionale Wohlbefinden der Kinder. Positive Erziehungsmethoden, die auf Verständnis, Empathie und effektiver Kommunikation basieren, bieten einen konstruktiveren Ansatz. Indem Eltern diese Strategien annehmen, können sie eine gesunde Entwicklung fördern, stärkere Verbindungen aufbauen und eine förderliche Umgebung für ihre Kinder schaffen.

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