Väterforschung: Das machen Männer in der Erziehung anders

Ja, Väterforschung ist ein eigener Zweig der Wissenschaft, und das aus gutem Grund. Federführend auf diesem Gebiet war lange Zeit die Entwicklungspsychologin Lieselotte Ahnert, die 2017 in den Ruhestand ging. Sie gründete zusammen mit fünf Kollegen im Jahr 2012 das “Central European Network on Fatherhood” (CENOF), das auch heute noch Forschungen zum Thema Vaterschaft durchführt. Die Wissenschaftler analysieren Vater-Kind-Beziehungen aus verschiedenen Perspektiven, zum Beispiel aus persönlichkeits-, evolutions- und entwicklungspsychologischer Sicht.

Dass Väter anders als Mütter sind, ist also kein Klischee, sondern wissenschaftlich belegt. Das bedeutet nicht, dass sich alle “Papas” über einen Kamm scheren lassen, ganz im Gegenteil: Die persönliche Note macht das Thema umso spannender – und vielfältiger. Wir schauen uns ein paar interessanten Fakten an, ohne dabei zu vergessen, dass jeder Mensch anders ist und wir nur ein statistisches Schema vor uns haben, das Tendenzen aufzeigt.

Inhaltsverzeichnis

Wilde Spiele mit Papa

Väter neigen dazu, schon mit Babys und Kleinkindern wild zu spielen. Hochwerfen und auffangen, diese Übung gehört bei vielen Papas fast zum täglichen Programm. Mit älteren Kids wird gekämpft und gerauft, starke Arme wirbeln sie herum und halten sie dabei sicher fest. Für die Kinder bedeutet das eine emotionale Achterbahnfahrt, mit Aufregung, vielleicht etwas Furcht, irrsinnigem Spaß und ganz viel Vertrauen. Sie lernen, mit intensiven Gefühlen umzugehen, diese zu regulieren und Schrecksekunden auszugleichen. Lieselotte Ahnert nennt das “Impulse für die Entwicklung des kindlichen Emotionssystems”. Es klappt allerdings nur, wenn der Papa das Kind nicht überfordert, sondern trotz aller Wildheit achtsam bleibt.

Aktive, interessierte Väter sind laut Beobachtungen der CENOF gern überraschend und kreativ, sie ermutigen Kinder eher als Mütter, an die eigenen Grenzen zu gehen. Mütter hingegen bevorzugen ruhige, strukturierte Spiele und erklären dabei viel. Kinder lernen durch das Zusammenwirken beider Eltern unterschiedliche Vorgehensweisen kennen.

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Die andere Sprache der Väter

Väter haben erwiesenermaßen eine andere Sprache als Mütter. Laut Erkenntnissen der Psycholinguistin Jean Berko-Gleason gleichen sie ihr Sprachniveau weniger den Kindern an als Mütter es tun. Ziemlich schnell gehen sie zu einer komplexen Erwachsenensprache über und geben ihrem Nachwuchs damit einen unbewussten Entwicklungsanreiz. Mütter neigen eher dazu, bei kleineren Kindern Fremdwörter und verschachtelte Sätze zu vermeiden, während Väter oft gar nicht darüber nachdenken und schwierige Wörter einfach benutzen.

Betrachten Papas mit ihren kleinen Kindern ein Bilderbuch, verhalten sie sich oft emotional, stellen Bewegungen körperlich dar und verwenden Lautmalereien. Dabei springt meist der Funke kräftig über, die Gefühle der Kinder werden angeheizt. Auch eher zurückhaltende Kids lernen auf diese Weise, aus sich herauszugehen und Sprache vielfältig zu nutzen.

Väter und die W-Fragen

Forscher beobachteten auch, dass Väter in experimentellen Spielsituationen deutlich mehr W-Fragen stellen als Mütter. Das viele “Was? Wer? Wie? Warum?” fordert die Kids heraus, nachzudenken und bei den Antworten ihr Sprachvermögen zu trainieren. W-Fragen fördern die kindliche Sprachentwicklung insgesamt, auch Mütter können sich das natürlich angewöhnen. Darüber hinaus neigen die Papas weniger dazu, Sprachfehler zu korrigieren, wenn ihre Kinder bereits eine gewisse Kompetenzstufe erreicht haben. So bleiben die Kinder besonders mitteilungsfreudig.

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Keiner ist besser – jeder ist wichtig

Vielleicht klingt es in euren Ohren nun so, als ob Väter besser als Mütter in der Erziehung wären. Das stimmt aber nicht, beide Einflüsse sind gleich wichtig und helfen dem Kind auf unterschiedliche Weise bei seiner Entwicklung. Die Professorin für Frauen- und Geschlechterfragen in der Sozialen Arbeit, Johanna Possinger, drückt das so aus:

“Die Forschung ist sich einig darin, dass Menschen unabhängig ihres Geschlechts gleichermaßen gut in der Lage sind, sich um die Bedürfnisse von Kindern zu kümmern. Hier gibt es eigentlich keinen Geschlechterunterschied, was Mütter oder Väter hier besser machen.”

Wichtig ist, sich mit offenem Herzen liebevoll dem Kind zu widmen, dem eigenen Temperament entsprechend. Dann leisten Mütter wie Väter von selbst ihren eigenen, wertvollen Erziehungsbeitrag.

Quellen:

“Väterforschung: Einfluss der Väter auf Sprachentwicklung”, Papa.de (Stand: 26.03.2024)

“Was Väter anders machen – Männer in der Erziehung”, SWR.de, Stand 17.10.2023)

“Was eine Väter-Forscherin allen Männern rät”, Menshealth Marco Krahl (Stand 19.05.2023)

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