Gärtnern mit Kindern – pflanzen, staunen, lernen!

Ich sehe es noch genau vor mir: Im Glas steckte die feuchte Watte und ganz am Rand lag die Bohne mit ihren zarten, ersten Wurzeln. Dann tauchte der grüne Keim auf, die Keimblätter entfalteten sich und die Pflanze schoss ruckzuck in die Höhe, ebenso wie mit den Wurzeln in die Tiefe. Ein Wunder der Natur spielte sich vor meinen Kinderaugen ab und verankerte in mir eine tiefe Liebe zu allem, was wächst und gedeiht.

Aus meiner Sicht ist es jedem kleinen Menschen nur zu wünschen, die Natur mit ihrer vollen Lebenskraft kennen und lieben zu lernen. Wie wird aus einem trockenen Samen saftiges Gemüse? Und was kann ich tun, damit der Zauber wirkt? Gärtnern mit Kindern, das bedeutet auch für Eltern, wieder mit zu staunen und Neues zu lernen. Mit meinem eigenen Nachwuchs habe ich es ausprobiert und möchte meine Erfahrungen gern weitergeben.

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Kunterbunter Gemüse- und Kräutergarten mit Kompost im Hintergrund (Foto: Yvonne Salmen)

Gärtner mit den Jüngsten: Kleine Kinder lieben schnelle Ergebnisse!

Kleine Kinder haben ihr eigenes Zeitgefühl, und das tickt um einiges langsamer als bei uns Großen. Lange Zeiträume können Kleinkinder und Zwerge im Kindergartenalter nicht überblicken, darum ist es besser, in diesem Alter mit Kurzzeitprojekten zu beginnen. Die Bohne im Watteglas ist schon eine Attraktion für sich, sie lässt sich im späteren Verlauf problemlos in Erde versetzen und so großzüchten – bis hin zur ersten eigenen Bohnenernte.

Auch sogenannte Microgreens eignen sich wunderbar für ungeduldige Mini-Gärtner. Das sind Pflanzen, die ihr schon als Keimlinge ernten und aufessen könnt. Ihr setzt die Samen dicht nebeneinander auf feuchte Anzuchterde und stellt für die ersten Tage einen Deckel zum Abdunkeln darüber. Sobald die Saat keimt, nehmt ihr den Deckel fort – und wenn die Keimblätter da sind, geht das gesunde Naschen los.

Diese Microgreens sind empfehlenswert:

  • Senf
  • Radieschen
  • Erbsen
  • Sonnenblumen
  • Kresse

 

Knuspert die Keimlinge direkt aus dem Beet, legt sie aufs Butterbrot oder garniert den Salat damit. Das macht regelrecht süchtig, manche hören mit der Anzucht gar nicht mehr auf.

Schnellwachsendes Gemüse im Garten: erste Anbau-Erfolge feiern

Was im Kleinen auf dem Fensterbrett geht, das setzt sich im Garten fort. Reserviert ein kleines Beet für erste Anbau-Versuche mit schnellwachsendem Salat und Gemüse. Dafür könnt ihr wieder auf Radieschen zurückgreifen, aber auch Feldsalat, Pflücksalat, Spinat und Rote Beete sind sehr erfolgsversprechend. Bei meinen Kindern konnte ich beobachten, wie ihr Appetit zusammen mit den Pflanzen wuchs. Auch heute noch, im Teenageralter, mögen alle drei frisches Gemüse.

Merke: Radieschen sind mit nur etwa 25 Tagen Wachstumszeit besonders schnell “fertig”. Die anderen genannten Sorten brauchen ungefähr die doppelte Zeit, was vergleichsweise auch noch schnell ist.

Ausrüstung: Auch kleine Gartenwerkzeuge müssen haltbar sein!

Nichts ist frustrierender als schlechtes Werkzeug. Wenn ihr eurem Kind für die Gartenarbeit Kinderwerkzeuge aus Plastik gebt, ist die Frustration vorprogrammiert. Mit einer billigen Kunststoffschaufel in teils lehmiger, steiniger Erde herum zu buddeln, macht wenig Sinn und endet meistens mit Splittern und Tränen. Besser, ihr schafft eurem Nachwuchsgärtner echtes Werkzeug im Kleinformat an, sonst droht allzu schnelle Kapitulation.

Diese Dinge solltet ihr parat halten:

 

Viele Gemüsesorten lassen sich zuerst im Topf vorziehen und anschließend ins Beet verpflanzen. So haben die kleinen Gärtner erste Erfolge direkt vor Augen, außerdem sind die noch zarten Pflänzchen im Haus besser vor Schnecken und anderen Mitessern geschützt. Verwendet die Vertiefungen von Eierkartons für die Vorzucht, denn die sind kompostierbar und damit umweltfreundlich.

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Auch eine gute Idee: Erdbeeren pflanzen (Foto: Yvonne Salmen)

“Schädlinge” im Garten: Wie gehen wir mit der Konkurrenz ums Essen um?

Wo wir gerade beim Thema Schnecken sind: Outdoor treffen wir auf jede Menge Konkurrenz um unser Essen, die jeden gärtnerischen Erfolg zunichtemachen kann. Ein hervorragender Anlass für Groß und Klein, noch mehr hinzuzulernen! Das, was aus menschlicher Sicht oft als “Schädling” bezeichnet wird, hat seinen eigenen Platz und Sinn in der Natur. Und, ja: Schnecken und Raupen können einem bemühten Gärtner wirklich hart auf die Nerven gehen, trotzdem ist es keine gute Idee, sie mit Gift zu bekämpfen.

Ich empfehle, gemeinsam mit euren Kindern alternative Konzepte auszuprobieren. Beispielsweise können Pflanzen sich in Mischkulturen gegenseitig schützen, darum ist diese Art des Anbaus in der nachhaltigen Permakultur so beliebt. Gegen die unbeliebte Spanische Wegschnecke helfen zum Beispiel:

  • Senfsaat
  • Thymian
  • Salbei
  • Kapuzinerkresse

 

Thymian und Salbei sind nebenbei wirksame natürliche Heilmittel, vor allem bei Erkältungen. Auch der Anbau von Kapuzinerkresse mit ihren farbenintensiven Blüten ist absolut lohnenswert: Sie wächst schnell und prächtig, ist vollständig essbar, eine Zierde für jeden Salat, und geradezu furchtbar gesund.

Ameisen und Blattläuse kommen nicht gut mit intensiv duftendem Lavendel klar, während der Kohlweißling keine Tomaten, keinen Rosmarin und keinen Sellerie mag. So findet sich zu jedem tierischen Mitesser etwas, das abschreckende Wirkung hat. Ganz abgesehen von den vielen sanften Hausmitteln wie Milch gegen Mehltau und Speiseöl gegen Schildläuse: Hier lernen eure Kinder, was es heißt, mit der Natur zu gärtnern, statt gegen sie. Und wenn Naturliebe das grundsätzliche Ziel ist, habt ihr damit schon viel gemeinsam erreicht.

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Bienenweide und Schneckenschreck: Thymian (Foto: Yvonne Salmen)
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