Erfahrungen beim Schulwechsel: So unterstützt Ihr euer Kind

Die Emotionen sind sehr verschieden: Das eine Kind nimmt die Herausforderung selbstbewusst in Angriff, ein anderes protestiert oder zieht sich still zurück. Vertraute Mitschüler, auch Freunde, sind plötzlich nicht mehr da, an ihre Stelle tritt eine Klasse voller Fremder. Dazu ein neuer Schulweg, eine fremde Umgebung, andere Lehrer und höchstwahrscheinlich auch neue schulische Anforderungen.

Ich bin selbst Mutter von drei Kindern und mit meiner Familie umgezogen, als zwei von ihnen in der Grundschule und eines noch im Kindergarten war. Meine Kinder waren zum Glück einverstanden zu gehen, doch es zog uns in eine entfernte Region mit fremdem Dialekt und der Aussicht, höchstens einmal pro Jahr die alte Heimat zu besuchen. Was uns geholfen hat? Vor allem eines: miteinander reden.

Inhaltsverzeichnis

Schulwechsel: So macht ihr es eurem Kind so leicht wie möglich

Der Zeitpunkt des Schulwechsels liegt nicht immer ganz in elterlicher Hand, doch wenn es geht, verlegt den Neustart vorzugsweise auf den Beginn eines neuen Schuljahres. Dann besteht normalerweise eine gewisse Fluktuation in den Klassen, die ihr für euch nutzen könnt. Den Joker habt ihr gezogen, wenn der Schulwechsel nach der vierten Klasse stattfindet, dann, wenn die Grundschulzeit ohnehin beendet ist und für alle Altersgenossen ein neuer Schulabschnitt ansteht.

Bei uns war das alles nicht der Fall. Unser “Großer” schlug im letzten Drittel des vierten Schuljahres in seiner neuen Klasse auf, unsere Tochter kam zum zweiten Mal ins zweite Schuljahr. Wir haben schon lange vor dem Umzug mit Reden begonnen, uns ausgemalt, wie es am neuen Ort sein würde, inklusive aller Träume und Ängste. Gemeinsam haben wir dann die neue Schule außerhalb der Unterrichtszeit besucht, uns von der Direktorin herumführen lassen und dabei sogar kurz Kontakt mit den künftigen Klassenlehrerinnen gehabt.

Anschließend haben wir uns im Familienkreis noch einmal ausgetauscht, über die guten und schlechten Gedanken, die während der Führung aufgekommen sind. Meine Kinder empfanden es als sehr erleichternd, zu zweit auf dieselbe neue Schule zu gehen, auch, wenn sie in verschiedene Klassen kamen. Allerdings mussten wir für den Großen direkt die passende weiterführende Schule suchen, hatten sämtliche offiziellen Besichtigungstermine verpasst und durften stattdessen private Führungen der jeweiligen Rektoren genießen. So wurde der eigentliche Nachteil durch einen Vorteil ausgeglichen.

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Meine Erfahrung: Diese Schritte erleichtern den Schulwechsel

Abgesehen vom Reden hilft es dem betroffenen Kind sehr weiter, die Schule und den Schulweg zu sehen, bevor es zum ersten Mal die neue Klasse besucht. Ein, wenn auch nur kurzes, Gespräch mit dem neuen Klassenlehrer schafft zusätzliche Sicherheit.

Das sind weitere Hilfen, die für uns sinnvoll waren:

  • Kontakte zu anderen Kindern aufbauen: Wir mussten den Schulwechsel nicht nahtlos durchführen, unsere Kinder durften vor Antritt in der neuen Klasse ein paar Tage zum Einleben zu Hause bleiben. In dieser Zeit bietet es sich an, außerhalb der Unterrichtszeit gemeinsam auf den örtlichen Spielplatz zu gehen oder zumindest einen weiten Blick über den Gartenzaun zu werfen. Schnell bahnen sich Kontakte mit Gleichaltrigen an, die vielleicht dieselbe Schule besuchen. Und schon hat euer Kind einen menschlichen Andockpunkt!
  • Schulveranstaltung besuchen: Bei uns ergab sich leider keine Gelegenheit, vor dem Umzug eine Schulveranstaltung zu besuchen. Von anderen Eltern habe ich inzwischen gehört, dass zum Beispiel Sommerfeste oder Laternenumzüge eine angenehme Möglichkeit zur Kontaktaufnahme bieten. Beim Fruchtsaft oder Punsch kommen Groß und Klein meist gut ins Gespräch, und das in direkter Schulumgebung.
  • Lernstoff geben lassen: Fragt vor dem Ortswechsel bei der neuen Schule nach dem aktuellen Lernstoff. Besonders hilfreich ist es, sich von jedem Lehrer ein kleines Päckchen zusammenstellen zu lassen, worum es gerade in der neuen Klasse geht. Gebt die Informationen nach und nach eurem Kind, schaut euch den Stoff gemeinsam an, ohne Druck. Es geht darum, sich ein Bild zu verschaffen und, wenn möglich, die wichtigsten Lücken zu schließen.

Elterliche Frustrationstoleranz: Es geht nicht immer alles!

Ich bin stolz auf unsere Kids: Sie haben diesen tiefen Einschnitt in ihr Leben sehr gut gemeistert, obwohl sie natürlich ihre Ängste und Probleme hatten. Frustsituationen gibt es leider (fast) immer, auch darauf solltet ihr innerlich eingestellt sein. Unsere Tochter hatte in NRW noch keine Schreibschrift gelernt – und hier in Baden-Württemberg war die Thematik längst “durch”.

Die Klassenlehrerin gab sich alle Mühe, aber die Schreibschrift setzte sich beim Töchterchen niemals richtig durch. Noch heute, als Teenager, schreibt sie ein seltsames Gemisch aus Druck- und Schreibschrift. An einem bestimmten Punkt müssen auch wir Eltern Frustrationstoleranz zeigen und die Dinge akzeptieren, wie sie sind. Unsere Tochter stört sich jedenfalls nicht an ihrer Schrift.

Und wie läuft der Wechsel im Kindergarten?

Und dann wäre da noch unser Jüngster, der sich mit seinen gerade einmal vier Jahren schwer von seinem besten Freund trennen konnte. Den Wechsel haben ihn dieselben Dinge erleichtert, die auch unseren beiden Große halfen: über den Ortwechsel reden, den Kindergarten im Voraus besichtigen, den neuen Gruppenraum erst einmal ohne andere Kinder sehen. Festen Lernstoff gibt es in der Kita zum Glück noch nicht, dafür aber manches Highlight, das Vorfreude auslöst. Unser neuer Kindergarten bot zum Beispiel einen eigenen Werkzeugschein für den Umgang mit Hammer und Säge an. Mit dieser Aussicht fielen Abschied und Neustart plötzlich leicht. Merke: Es gibt immer etwas, worauf man sich freuen kann!

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