Sätze wie, „Der Storch bringt die Babys“ erzählen wir unseren Kindern heute zum Glück nicht mehr. Trotzdem sind viele Eltern unsicher, wie sie mit ihren Kids über Sexualität sprechen können. Dabei kann Aufklärung ganz entspannt im Alltag passieren.
Bereits mit etwa drei Jahren stellen die meisten Kinder Fragen über die Unterschiede der Geschlechter oder über Schwangerschaften. Während Kleinkinder noch mit einfachen Antworten zufrieden sind, möchten es größere Kinder schon genauer wissen. Doch wie und wann sollte man mit dem eigenen Kind über Sexualität sprechen?
Altersentsprechende Antworten geben
Fragen von Kleinkindern wie „Mama, wo ist denn dein Penis?“ oder „Kommt das Baby durch den Bauchnabel raus?“ lassen euch als Mutter oder Vater zunächst schmunzeln. Aber wenn Kinder fragen, sollten Eltern auch antworten. Dadurch findet Aufklärung ganz entspannt im Alltag statt, häppchenweise und nach dem Tempo eures Kindes. Dann braucht ihr mit eurem Teenager auch kein einmaliges und peinliches Gespräch im Kinderzimmer führen, so wie es in vielen Hollywoodfilmen zu sehen ist. Natürlich sollten eure Antworten auf das Alter eures Kindes abgestimmt sein.
Wenn also ein drei Jahre altes Kind fragt, woher die Babys kommen, dann reicht es den Kleinen meist aus, wenn ihr ihnen erzählt, dass das Baby in Mamas Bauch heranwächst. Kniffliger wird es, wenn es auch wissen möchte, wie es dort hineinkommt. Ausführliche Erklärungen überfordern ein Kleinkind noch. Vielleicht genügt es, wenn ihr ihm erzählt, dass ein Baby in Mamas Bauch wachsen kann, wenn Mama und Papa sich ganz doll liebhaben und sich ein Kind wünschen.
Wenn es etwas älter ist, erklärt ihr, dass Erwachsene ganz eng miteinander kuscheln, damit ein Baby entsteht. Auf die Frage, wie das Baby aus dem Bauch kommt, könntet ihr zum Beispiel antworten, dass die meisten Kinder mit Hilfe einer Hebamme oder Ärzten im Krankenhaus geboren werden.
Wie die Geschlechtsorgane beim Mann und bei der Frau richtig heißen, sollten allerdings schon Kleinkinder wissen. Außerdem ist es sehr wichtig, Kinder dafür zu sensibilisieren, dass Genitalien privat sind und sie über ihren Körper selbst entscheiden sollen. Dazu gehört auch, dass sie ablehnen dürfen, wenn sie jemand umarmen oder küssen möchte.
Aufklärung schützt vor Missbrauch
Wenn eure Kinder älter werden, dann sollten auch die Antworten detaillierter sein. Eine rechtzeitige Aufklärung ist sehr wichtig, um Missbrauch vorzubeugen. Wann ein Kind richtig aufgeklärt sein sollte, ist individuell verschieden. Hier kommt es auf den Entwicklungsstand an. Allerdings müsst ihr bedenken, dass mit der Einschulung auch mehr äußere Einflüsse auf euer Kind zukommen und es dann auch bald die Fähigkeit erwirbt, selbst zu lesen.
Zudem gibt es auch Mädchen, die ihre Menstruation schon mit neun oder zehn Jahren bekommen und Jungen, die früh einen Samenerguss haben. Auch Smartphones und Social Media sind weitere Gründe, wieso ihr die Aufklärung eures Kindes nicht zu lange hinauszögern solltet. Falls euer Kind ein Handy oder ein Laptop hat, sollte der Zugang zu diversen Seiten zwar gesperrt sein, aber es passiert leider trotzdem immer mal wieder, dass Kinder Inhalte konsumieren, die nicht für sie gedacht sind.
Für euer Kind kann es verstörend sein, wenn es von einem Freund oder einer Freundin aufgeklärt wird oder gar pornographische Inhalte im Internet sieht. Daher ist es zumindest wichtig, dass es schon grob weiß, was Geschlechtsverkehr ist. Denn dann ist die Wahrscheinlichkeit auch größer, dass euch euer Kind von den Inhalten erzählt, die es gesehen hat. Offen über Sexualität zu reden ist daher enorm wichtig. Kinder sollten wissen, dass sie mit allen Themen zu ihren Eltern kommen dürfen.
Bücher als Aufklärungshilfe nutzen
Wenn Kinder im Grundschulalter keine Fragen stellen, solltet ihr die Initiative ergreifen und selbst das Gespräch suchen. Manche Kinder, vor allem die eher introvertierten, sprechen das Thema vielleicht gar nicht erst an. Ansonsten besteht die Gefahr, dass euer Kind sich Antworten zusammenreimt, die weit von der Wahrheit entfernt sind. Außerdem verhindert ihr, dass es von anderen ausgelacht wird, falls es seine Version vom Kinderkriegen weitererzählt.
Natürlich gibt es auch irgendwann am Ende der Grundschulzeit Aufklärungsunterricht. Allein darauf solltet ihr euch aber nicht verlassen, denn je nach Lehrkraft ist die Präsentation im Unterricht veraltet oder euer Kind hört bei dem ganzen Gekicher seiner Mitschüler nicht richtig zu.
Um mit Grundschulkindern ins Gespräch zu kommen, bietet es sich an, gemeinsam ein Kinderbuch über Aufklärung zu lesen. Dadurch wird das Thema anschaulicher. Auf dem Buchmarkt gibt es zahlreiche gute Aufklärungsbücher. Ihr könnt euer Kind zu Beginn auch fragen, ob es schon weiß, wie die Babys entstehen. Achtet beim Reden über Sexualität immer darauf, wie euer Kind reagiert. Fragt es, was es darüber denkt und was es verstanden hat. So stellt ihr sicher, dass es nicht zu Missverständnissen kommt und ihr es nicht überfordert. Ihr müsst auch nicht gleich alles im Buch besprechen, was dort angesprochen wird.
Einige Buchtipps findet ihr am Ende des Artikels.
Wissen vermitteln vor und während der Pubertät
Generell gilt: Wenn ihr als Eltern offen über das Thema sprecht, nehmen eure Kinder Sexualität als etwas Selbstverständliches wahr. Von Vorteil ist es auch, eurem Kind zu erklären, dass Sex etwas Normales zwischen Erwachsenen ist und sie ohne diesen Akt niemals auf der Welt wären.
Auch kurz vor und während der Pubertät ist es weiterhin sinnvoll, über Sexualität zu sprechen, vor allem über Verhütung. Wenn ihr bis dahin offen darüber gesprochen habt, wird es einfacher sein mit eurem pubertierenden Kind zu reden. Manche Eltern glauben, sie zögern sexuelle Erfahrungen ihrer Kinder hinaus, wenn sie noch nicht über Verhütung sprechen, doch das kann Konsequenzen haben.
Jugendliche, die bereit für Sex sind, werden nicht darauf warten, dass ihre Eltern mit ihnen über Verhütung sprechen. Um Teenager-Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten zu verhindern, besprecht mögliche Fehler bei der Verhütung, wie zum Beispiel das fehlerhafte Überziehen eines Kondoms.
Neben Verhütung solltet ihr mit eurem Kind auch über Liebe und einen respektvollen Umgang reden. Sprecht darüber, wann der „richtige“ Zeitpunkt für das erste Mal ist und über die Gefühle, die damit verbunden sind. Schließlich soll euer Kind eine gesunde Einstellung zu seinem Körper und zu seiner Sexualität bekommen. Außerdem sollte es verstehen, dass Berührungen etwas Schönes sind, aber nur, wenn es beide möchten.
Vor allem Eltern von Jungs sollten mit ihren Kindern besprechen, dass es wichtig ist auf ein „Nein“ zu hören. Wenn du bemerkst, dass dein Kind sich schämt, wenn ihr mit ihm über Sex sprecht, dann dränge es nicht dazu. Vielleicht möchte es zunächst lieber ein paar Bücher oder Zeitschriften zum Thema lesen. Biete aber an, dass es bei Fragen jederzeit zu dir kommen darf und versuche, mit deinem Teenager im Gespräch zu bleiben.
Buchtipps:
„Mein erstes Aufklärungsbuch“, Dagmar Geisler, Loewe Verlag, 128 Seiten, 12,95 Euro, ISBN 978-3785574782. (Ab 5J)
„Wieso? Weshalb? Warum?, Band 13: Woher die kleinen Kinder kommen“, Doris Rübel/Sonja Szylowicki, Ravensburger Verlag GmbH, 16 Seiten, 14,99 Euro, ISBN 978-3473332656. (4-7J)
„Klär mich auf: 101 echte Kinderfragen rund um ein aufregendes Thema“, Katharina von der Gathen, Klett Kinderbuch Verlag, 208 Seiten, 17 Euro, ISBN 978-3954701193. (7-10J)