Schluchtenwandern mit Kindern: mitten in wilder Natur

Wir haben uns in den Eistobel verliebt! Zum ersten Mal begegnet sind wir uns im Sommer 2016, der Tobel und meine Familie. Damals war unser jüngster Sohn vier Jahre alt und die beiden Ältesten in der ersten und dritten Klasse. Wir befanden uns in unserem ersten Allgäu-Urlaub und die Vermieterin unseres Appartements gab uns den entscheidenden Tipp. Vorbereitet waren wir also nicht, weder auf die umwerfende Schönheit der dieser Klamm, noch auf eventuelle Gefahren. Und auch nicht darauf, ein neues, eher ungewöhnliches Hobby zu entdecken: das Schluchtenwandern.

Inhaltsverzeichnis

Ein Abenteuer, das uns eines lehrt: Respekt vor der Natur

Eine Schlucht mit wilden Bächen und Wasserfällen, mit schaukelnden Brücken und schmalen Pfaden: das ist Abenteuer pur! Die meisten Kinder lieben das, zumindest bis zum Teenageralter, und stürzen sich regelecht ins Vergnügen. Doch eine Schlucht ist kein Spielplatz, der den behördlichen Sicherheitsvorschriften entspricht. Steile, kaum gesicherte Abgründe und wilde Wasserstrudel machen auch den Eistobel zu einem Ort, an dem ganz reale Gefahren lauern. Teilweise sind besonders gefährliche Stellen mit Warnschildern ausgestattet, an vielen anderen Orten jedoch ist der gesunde Menschenverstand der Eltern gefragt.

Schluchtenwandern, Schlucht, Wandern, Klamm, Familie

Nein, in den tiefen Gumpen badet man nicht, wenn sie auch noch so verlockend erscheinen! Die beckenartigen Strudeltröpfe wirken teilweise wie kleine Badewannen, doch darunter lauern oftmals Wasserstrudel und ungeahnte Tiefen, die auch einem geübten Schwimmer gefährlich werden können. Überhaupt hält man sich besser von der Strömung fern und wirft keinen Ball ins kühle Nass, damit der Familienhund ihn holen geht. Am Abgrund entlang gilt es, sich am gespannten Seil festzuhalten oder die Hand eines Erwachsenen zu nehmen – je nach Alter und Vernunft. Und wo Geröll liegt oder es rutschig wird, ist langsames, konzentriertes Gehen angesagt.

Das alles raubte uns nicht den Spaß am Schluchtenwandern, ganz im Gegenteil. Es lehrte uns (erneut) den Respekt vor der Natur, die eben nicht nur freundlich und harmlos ist. Bedroht haben wir uns an keiner Stelle gefühlt, aber eine gewisse Demut empfanden wir schon.

Checkliste: Das solltet ihr zum Schluchtenwandern mitnehmen

Welche Ausrüstung ist bei einer Schluchtenwanderung empfehlenswert? Zusätzlich zum Rucksack mit der üblichen Verpflegung (genügend Snacks und Getränke), solltet ihr an Folgendes denken:

  • Festes Schuhwerk: Geschlossene Wander- und Trekkingschuhe mit griffigen Sohlen sorgen für einen festen Tritt auf schmalen, rutschigen und unsicheren Wegen. Auch die Jüngsten sollten nicht in Sommersandalen laufen!
  • Babytrage: Auf eure Schluchtenwanderung könnt ihr keinen Buggy mitnehmen. Für euer Baby benötigt ihr eine Babytrage und jemanden, der das Kind stundenlang über Stock und Stein tragen kann. Falls ihr euch das nicht zutraut, dann wartet lieber noch ein paar Jährchen.
  • Handy mit aufgeladenem Akku: Ladet vor Antritt der Wanderung mindestens ein Handy-Akku komplett auf, um sicherzugehen, dass ihr im Notfall telefonieren könnt. Schaut zwischendurch regelmäßig nach dem Empfang, der ist nämlich nicht immer gegeben. Merkt euch die Stellen mit gutem Netz.
  • Jacken: Auch mitten im Hochsommer kann es in einer Schlucht mit viel Wasser und sprühender Gischt erstaunlich kühl werden. Eine um die Hüfte geknotete Jacke schafft im Notfall Abhilfe, wenn das Zittern beginnt.
  • Mülltüte: In den meisten Schluchten sind kaum oder keine Mülleimer aufgestellt. Ihr möchtet sicher trotzdem gern euer Picknick genießen und legt den Müll anschließend in die mitgebrachte Tüte, die ihr wieder mit nach Hause nehmt.
  • Sonnenbrille / Sonnencreme / Mütze: Obwohl in den meisten deutschen Schluchten zahlreiche Bäume stehen, kann es teilweise wunderbar sonnig werden. Denkt daran, Sonnenbrillen und Sonnencreme mitzunehmen, damit ihr euch nicht verbrennt.
  • Pflaster und Wundspray: Falls sich jemand unterwegs wehtut, ist es immer gut, ein paar Pflaster und Wundspray dabeizuhaben. Damit sind kleine Wunden schnell wieder vergessen – und es kann beherzt weitergehen.

 

Schluchtenwandern, Schlucht, Wandern, Klamm, Familie

Die schönsten Schluchten für Familienwanderungen in Süddeutschland

Zum Abschluss habe ich noch ein paar Wanderempfehlungen für euch. Die folgenden Schluchten habe ich mit meiner Familie selbst schon besucht und wir alle waren fasziniert, wie grundverschieden diese Naturwunder sein können.

  • Eistobel: Die Wildwasserschlucht liegt im Allgäu bei Grünenbach, in der Nähe von Isny. Der zugehörige Wanderparkplatz befindet sich in Schüttentobel. Für einen kleinen Eintrittspreis erwarten euch tosende Wasserfälle, raue Felswände und Strudellöcher.
  • Ravennaschlucht: Diese eher romantisch geprägte Schlucht findet ihr im Schwarzwald nahe Breitnau. Es handelt sich um ein schmales Seitental des Höllentals mit einem Bach, der über zahlreiche Kaskaden fließt. Der größte Wasserfall ist der Ravenna-Fall mit 16 Metern Höhe.
  • Wutachschlucht mit Lotenbachklamm: Bei Bonndorf im Schwarzwald haben wir ein weiteres Kleinod entdeckt. Die Wutachschlucht ist der größte Canyon Deutschlands, sie hat eine Tiefe von 60 bis 170 Metern. Besonders legen wir euch ihren wildromantischen Seitenarm, die Lotenbachklamm, ans Herz. Achtung! Die Wege sind nicht immer optimal gesichert.
  • Breitachklamm: Die tiefste Felsschlucht Mitteleuropas ist die Breitachklamm im Allgäu zwischen Tiefenbach und Kleinwalsertal. Durch sie fließt die wilde Breitach, durch tiefe Mulden und über moosige Felsbänke. Die Wege im schmalen Canyon mit den steilen Felswänden sind ziemlich gut gesichert und sogar im Winter begehbar, am besten bei Frost und Schnee – dann entsteht eine zauberhaft glitzernde Märchenwelt.


Bitte teilt den Artikel:
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Zum Newsletter anmelden

Feedback Formular
Danke! Dass Du dir die Zeit nimmst!