Auf Reisen in der Elternzeit – Wir sind dann mal weg! 

Viele Paare nutzen eine gemeinsame Elternzeit, um sich zuhause mit dem Baby auf den neuen Alltag einzugrooven. Connie und Timm haben genau das Gegenteil gemacht. Als ihre Tochter Ella fünf Monate alt war, stürzten sie sich ins Abenteuer und radelten auf einem Tandem mit Anhänger zwei Monate lang durch Neuseeland. Zwei Jahre später wurde Ellas kleine Schwester Mila geboren. Und wieder ging es für die ganze Familie ans andere Ende der Welt, diesmal nach Kanada und in die USA. Wie das aussah und worauf man bei einem solchen Elternzeit-Abenteuer mit Baby und Kleinkind achten sollte, erzählt uns Connie aus erster Hand.  

Alexandra: Wie kamt ihr auf die Idee, mit Baby im Gepäck zwei Monate lang durch Neuseeland zu radeln? 

Connie: Mein Mann Timm und ich waren schon immer begeisterte Radfahrer. Eigentlich hatten wir vorgehabt, mit dem Rad von Berlin nach Istanbul zu fahren, doch die Schwangerschaft mit Ella machte uns da einen Strich durch die Rechnung. Als Ella dann auf der Welt war, ist Timm online über einen Blog einer Leipziger Familie gestolpert, die mit ihrem Baby eine lange Radtour durch Neuseeland gemacht hatte. Da dachten wir: Wenn die das können, können wir das auch!  

Tatsächlich schien Neuseeland uns eine gute Idee für so ein Vorhaben zu sein, denn es ist in vielerlei Hinsicht ein sicheres Land. Wir wollten ja radeln und im Zelt auf Campingplätzen übernachten. In Neuseeland gibt es keine größeren wilden Tiere, außerdem ist das Risiko für gefährliche Infektionskrankheiten gering. Und ein großer Pluspunkt ist natürlich die herrliche Neuseeländische Landschaft – darauf haben wir uns ganz besonders gefreut.  

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Alexandra: So eine lange Reise braucht ja Vorbereitung, vor allem, wenn man mit einem Baby unterwegs ist. Wie war das bei euch? 

Connie: Ehrlich gesagt haben wir uns, was die Logistik angeht, gar nicht groß vorbereitet. Wir hatten ja ein Zelt und Schlafsäcke dabei und haben darum gar keine Hotels gebucht. Stattdessen habe ich ein Pad eingepackt, und wir haben dann immer spontan geschaut, wo der nächste Campingplatz ist. Wenn wir doch mal irgendwo unterkommen wollten, haben wir uns bei Warm Showers umgesehen. Das ist eine Community für Radfahrer, in der man sich ähnlich wie beim Couch Surfing gegenseitig mit einer Unterkunft aushelfen kann. Hier und dort konnten wir dann bei Gleichgesinnten übernachten. Natürlich ist das nicht für jeden was. Wer mehr Sicherheit in der Planung braucht, sollte anders als wir vorab Hotels oder Campingplätze buchen.  

Beim Packen habe ich damals einen Anfängerfehler gemacht. Ich habe einfach viel zu viel eingepackt, vor allem für Ella. Unmengen von Klamotten, die wir dann überhaupt nicht gebraucht haben. Denn in Neuseeland war ja Sommer, und schließlich gibt es auf jedem Campingplatz eine Waschmaschine. Wir haben dann tatsächlich einen Teil unserer Bagage per Post zurück nach Deutschland geschickt. Denn alles, was wir nicht brauchten, war ja zusätzliches Gewicht auf dem Rad.  

Seitdem habe ich eine goldene Regel, wenn es ums Packen geht: Egal, wie lange die Reise dauert, ich packe immer nur für 7 Tage! Das spart Gewicht, und es reicht aus! Egal, wo wir bisher waren, einmal in der Woche findet man immer eine Waschmaschine! Anstelle ein Dutzend T-Shirts einzupacken, nehme ich lieber noch einen Pullover mit. Denn auch, wenn im Zielland Sommer ist, gibt es auch immer mal kühle Abende und Nächte.  

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Alexandra: Neuseeland war ja nicht eure einzige große Reise. Als Ella zwei Jahre und acht Monate alt war und ihre kleine Schwester Mila gerade 5 Monate alt wurde, habt ihr euch wider aufs Rad geschwungen. Diesmal ging es von Kanada aus Richtung New York. Wie war es, mit zwei Kindern unterwegs zu sein? 

Connie: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es einfacher ist, mit einem Baby zu reisen als mit einem Kleinkind. Als wir mit Ella in Neuseeland waren, hat sie ja noch viel geschlafen. Wir konnten tagsüber ganz entspannt in die Pedale treten, während sie seelenruhig im Anhänger schlummerte. Natürlich setzt das voraus, dass das Baby sich im Anhänger pudelwohl fühlt. Wir haben das vor der Reise geübt, sind viel spazieren gegangen, damit Ella sich daran gewöhnt. Wer sich so eine Reise vornimmt, sollte das Baby nicht von heute auf morgen in den Anhänger setzen und erwarten, dass es nicht meckert! Ein weiterer Vorteil war, dass Ella damals noch voll gestillt wurde. Wir mussten uns also keine Gedanken um Babybrei und Co. machen. Meine Erfahrung ist auch, dass Babybrei im Ausland den Kindern oft nicht schmeckt, weil die Rezepte anders sind. Aber das ist nicht so schlimm, schließlich können sie ja auch bei uns Großen mitessen, Brot, Obst, Gemüse und Nudeln gehen schließlich immer.  

Auf unserer zweiten großen Reise war Ella ja schon zweieinhalb und schlief viel weniger. Wir haben unseren Tagesrhythmus an ihren Mittagsschlaf angepasst und immer wieder Pausen eingelegt, damit sie spielen und sich bewegen konnte. Das Tandem konnten wir da auch nicht nehmen, weil zwei Kinder im Anhänger und das Gepäck für vier einfach zu schwer waren. Darum waren wir auf individuellen Rädern unterwegs. Man kommt etwas langsamer voran, aber es lohnt sich trotzdem! Man erlebt so viel Neues, sieht was von der Welt und lernt so viele interessante Menschen kennen! 

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Alexandra:  Wächst man bei so einer Reise auch als Familie zusammen? 

Connie: Natürlich schweißt es zusammen, doch es ist auch eine Belastungsprobe. Auf einer solchen Reise gibt es auch viele Stressmomente. Einmal ist uns zum Beispiel mitten im Nirgendwo das Wasser ausgegangen, es war brüllend heiß und bis zum nächsten Campingplatz waren es noch 20 Kilometer. Auch solche extremen Situationen muss man dann zusammen durchstehen. Seitdem achte ich natürlich umso mehr darauf, dass wir immer genügend Wasser dabeihaben. Man muss sich sein Proviant und seine Kräfte gut einteilen. Und die Aufgaben von Anfang an fair aufteilen – dann klappt es auch prima.  

Alexandra: Letztes Jahr haben Ella und Mila eine kleine Schwester bekommen. Würdet ihr euch so eine Reise auch mit 3 Kindern zutrauen?  

Connie: Nein, eine große Reise planen wir gerade nicht. Vielleicht in ein paar Jahren, wenn die Großen auf eigenen Rädern länger durchhalten. In der Zwischenzeit machen wir kürzere Trips, zuletzt waren wir in Italien und sind dort viel gewandert und geklettert – ohne Action geht es bei uns eben nicht!  

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