Der Wecker klingelt. Es ist 6:30 Uhr. Die Kinder schlafen noch tief und fest. In einer Stunde beginnt die erste Schulstunde für die große Tochter. 1000 Fragen schießen der Mutter durch den Kopf: Sind alle Hausaufgaben auch wirklich erledigt? Haben wir genug Snacks für die Brotboxen der Kinder? Wer bringt den Kleinen in die Kita?
In der Zwischenzeit steht das Frühstück für alle auf dem Tisch, die Kinder wurden liebevoll geweckt. Der Duft des frisch gebrühten Kaffees bringt ein wenig Entspannung in das Gemüt und der erste Schluck sorgt einen kurzen Augenblick für ein wohliges Gefühl. Die Uhr zeigt 7:00. Die Stimmen im Haus werden lauter und hektischer. Das morgendliche Szenario endet mit einem flüchtigen Abschiedskuss vom eigenen Ehemann, der die Große zur Schule bringt.
Im Alltag bleibt die Zweisamkeit häufig auf der Strecke
Auch wenn der Alltag in manchen Familien sehr gut organisiert ist, weniger hektisch abläuft und jeder seine Sachen für den nächsten Tag schon am Abend zuvor sorgfältig gepackt hat, ist das Familienleben oftmals ein Hamsterrad. Beide Elternteile gehen ihren Pflichten nach, leben „nebeneinanderher“, funktionieren irgendwie ganz gut, aber gönnen sich wenig bis gar keine Auszeiten als Paar.
Die Zweisamkeit existiert nur noch in Form des Abschieds- und Begrüßungskusses – selbst der kann auch mal in Vergessenheit geraten – und der organisierenden Kommunikation: „Bringst du Emma heute in die Schule?“, „Kannst du auf dem Weg Leon gleich in der Kita absetzen?“, „Gehst du heute einkaufen?“.
Das Einzige, was an die Zeit als verliebtes Paar erinnert, sind dekorativ eingerahmte Fotos vom ersten gemeinsamen Urlaub auf der Kommode.
Könnten wir Eltern nicht glücklicher sein, wenn wir uns auch mal Zeit zu zweit gönnen? Und nur das tun, was wir möchten? Und uns mal über unsere Visionen, Träume und tieferen Gedanken austauschen könnten, ohne dabei von Kinderstimmen unterbrochen zu werden? Würden wir uns dann nicht auch im Alltag mit ganz anderen („leuchtenderen“) Augen ansehen und auch mal 5 Minuten zwischendurch für eine Umarmung und einen tiefen Blick nutzen? Gäbe es dann vielleicht auch den ein oder anderen Streit weniger?
Die Antwort lautet „Ja!“ Es gibt auch eine Zeit ohne Kinder! Schließlich verbringen die Kinder ja auch Zeit mit ihren Freunden – ohne ihre Eltern! Beide Generationen brauchen einfach Zeit für sich, um sich auszutauschen, ihren sehr unterschiedlichen Bedürfnissen und Interessen nachzugehen und auf diese Weise Kraft für den Alltag zu tanken oder sich den Alltag sogar leichter zu machen.
Wichtiger Termin: Zeit zu Zweit!
Nun ist es neben all den Pflichten und dem Beruf nicht immer einfach, auch noch Zeit für Zweisamkeit im Kalender einzuplanen. Liebe Eltern, seid diszipliniert und nehmt das Thema „Zweisamkeit“ ernst. Tragt euch am besten feste Termine dafür im Kalender ein, um dem Thema einen gewissen ernsthaften Touch zu verleihen und es nicht einfach unter den Tisch zu kehren oder gar zu vergessen. Plant etwas Besonderes z.B. einen Besuch in den Thermen, im Theater, in einer Ausstellung oder auch einfach nur in eurem Lieblingsrestaurant.
Danach gebt den Babysittern frühzeitig Bescheid und dann, wenn der Tag gekommen ist, rappelt euch auf und macht euch hübsch zurecht. Bald merkt ihr, wofür der inneren Schweinehund überwunden wurde, denn Ihr werdet glücklich und zufrieden nach Hause kommen. Eure Kinder werden euch im schlimmsten Fall nicht mehr wiedererkennen, aber von eurer Gelassenheit und euren frisch gewonnenen Glücksgefühlen profitieren.
Sind die Kinder noch klein, sind solche Auszeiten oft mit Trennungsschmerzen und anschließendem schlechten Gewissen verbunden. Doch die Kinder sollten frühzeitig lernen, Auszeiten der Eltern zu respektieren – sie werden es euch auch nicht nachtragen – und ist der Lieblingsbabysitter einmal gefunden, werden auch keine Tränen mehr fließen! Außerdem: Je größer und älter die Kinder werden, desto mehr verabreden sie sich mit ihren Freunden und Gleichaltrigen und ihr dürft ihnen dabei zusehen, wie glücklich und ausgeglichen dabei sie sind!
