Bereichert statt berieselt: digitale Medien im Familienalltag

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Schon das Kleinkind streckt die Hände nach dem Smartphone aus: Dort sind bunte Farben, Bewegung, Geräusche – und nicht zuletzt verschwindet immer wieder die Aufmerksamkeit der Eltern im digitalen Wunderland. Das alles macht die virtuellen Medien für den Nachwuchs äußerst verlockend, und wenn das Kind erst einmal tief ins Display abgetaucht ist, kommt es davon kaum selbständig wieder los.

Genau das ist vielleicht auch eure Sorge, und sie scheint berechtigt: Laut Ärzteblatt sind 2,2 Millionen Heranwachsende in Deutschland in Gefahr, mediensüchtig zu werden – oder es hat sie bereits erwischt. Die Tendenz steigt und hat in der Coronapandemie einen Sprung gemacht. 2019 hielten sich noch 2,7 Prozent der befragten Jugendlichen selbst für computerspielsüchtig, 2022 waren es schon 6,3 Prozent.

Mediennutzung auf gesunde Art: Wegmarken zum Ziel

Ihr möchtet als Familie gewiss nicht in diese Falle tappen, niemanden in der digitalen Welt verlieren und trotzdem keinen Dauerverzicht üben. Die folgenden Tipps helfen euch auf eurem Weg zur bereichernden Mediennutzung, sodass jeder von euch, sei er groß oder klein, davon profitiert.

Wegmarke 1: Fang bei dir selbst an

Der erste Schritt führt zu euch selbst, den Erwachsenen, denen niemand mehr in die Mediennutzung hineinreden kann. Oder vielleicht doch? Hat dein Vierjähriger dich schon gefragt, warum du so oft aufs Handy schaust – oder deine Dreijährige linst dir bei der Nutzung ständig neugierig über die Schulter? Manchmal merken wir tatsächlich an unseren Kindern, dass wir gerade dabei sind, zu übertreiben. 

Und solche Zeichen sollten wir nicht übersehen, ebenso wie unsere innere Stimme der Vernunft, die uns zur Ordnung ruft. Sogar dein Handy kann dir helfen, die Sache unter Kontrolle zu bringen: Mit Apps wie One Sec für iOS, Flipd, Cleverest und Focus Lock hilfst du dir selbst beim sanften Entzug.

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Wegmarke 2: Aufmerksamkeit aufs Kind

Jetzt, wo du dich ein Stück weit digital freigeschaufelt hast, ist dein Kind dran. Du hast nun Zeit gewonnen, es beim Spielen zu beobachten, mit ihm mitzuspielen oder auf einen gemeinsamen Ausflug ins Netz zu starten. Alles drei ist wirksam: Ruhen deine Augen auf dem spielenden kleinen Abenteurer, statt auf dem Smartphone, merkt dein Kind das ganz gewiss. Es fühlt sich angespornt und spielt deshalb vielleicht länger und ausgiebiger. Beteiligst du dich durch Fragen oder Mitspielen, wird der Effekt noch verstärkt. Und wenn ihr zusammen kindgerechte Inhalte auf dem Handy schaut, kommt ihr ins Gespräch und in den Austausch.

Wegmarke 3: Liebevolle Medienbegleitung

Womit wir schon bei Punkt 3 sind, der liebevollen Medienbegleitung. Lasse vor allem ein kleines Kind nicht ganz allein ans Gerät! Du kannst dich natürlich zurückziehen und musst nicht dauerhaft danebensitzen, aber halte ein Auge auf Tochter oder Sohn und schau dir die emotionalen Reaktionen an. Welche Spiele oder Videos lösen positive Gefühle aus, welche negative? Leite die Mediennutzung so, dass das Positive weit überwiegt. Das kann sehr individuell sein, je nachdem, wie zum Beispiel die Ängste deines Kindes gelagert sind.

Wegmarke 4: Digital und analog verbinden

Zeige deinen Kindern Möglichkeiten, das Handy kreativ zu nutzen und dabei mit der analogen Welt in engem Kontakt zu bleiben. Beispielsweise eignet sich das Gerät ganz toll als Fotoapparat, mit dem schon ein Kindergartenkind interessante Bilder knipsen kann. Geht die Ergebnisse der Fotosession gemeinsam durch, dann wirst du gewiss dein Umfeld mit anderen Augen sehen! Von deinem Kind gedrehte Videos, z.B. von der Kugelbahn im Kinderzimmer oder den Haustieren, könnt ihr zusammen bearbeiten, mit Musik untermalen und an Bekannte verschicken, vielleicht sogar auf einem eigenen Youtube-Kanal präsentieren. 

Alternativ nutzt dein Kind einen Stimmenwandler, nimmt echte Stimmen auf und verändert sie. Mit Flora Incognita könnt ihr auf eurem nächsten Spaziergang Pflanzen bestimmen und mit einer Geocaching-App auf Schatzsuche gehen. So bleibt der frischgebackene Handynutzer stets mit der Realität verbunden und kreativ-aktiv.

Wegmarke 5: Digitale Kunst erschaffen

Im Netz kannst du dir stundenlang anschauen, was andere Menschen erschaffen haben, das ist angenehm und bequem – aber nicht besonders clever. Gib deinem Kind Anreize, selbst aktiv zu werden, zum Beispiel mit einer Tonstudio-App wie Auxy oder Garageband Musik zu produzieren oder mit Stop Motion einen Trickfilm zu erstellen. Hilf ihm eventuell dabei, mit Scratch oder Hopscotch aus visuellen Bausteinen Animationen, Kunst, Geschichten und Spiele zu erstellen, per Canva Einladungs-Flyer zu basteln oder mit dem Book Creator ein Buch mit Fotos, Texten und Grafiken zu gestalten.

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Wegmarke 6: Für Ausgleich sorgen

Das Handy öffnet neue Welten, aber die gibt es auch ganz ohne Display zu entdecken. Freizeitbeschäftigungen ohne digitale Stütze gibt es en masse, bestimmt hat dein Kind schon viele davon kennengelernt. Wichtig ist, dass es seine persönlichen Hobbies außerhalb des World Wide Web findet, Beschäftigungen, die ihm gefallen und den eigenen Talenten entsprechen. Darüber hinaus macht es Sinn, immer wieder interessante Angebote zu schaffen, wie schwimmen zu gehen, einen Spaziergang im Wald, Vorlesen aus echten Büchern, eventuell einen Büchereibesuch, der gute, alte Spieleabend mit der ganzen Familie, eine Fahrradtour zum See, Schneemannbauen und, und, und … Zapfe deine eigenen Kindheitserinnerungen an, wahrscheinlich wirst du dort auf breiter Linie fündig.

Wegmarke 7: Nutzungsart vor Nutzungszeit

Und wo bleibt sie nun, die zeitliche Begrenzung? Wie lange darf ein Fünfjähriger oder eine Zehnjährige pro Tag am Handy sein? Wir haben gesehen, wie kreativ und aktiv man mit dem Smartphone umgehen kann, da macht eine strenge Zeitbegrenzung wenig Sinn. Besser ist es, Maß zu wahren, und zwar so, wie es deinem Kind guttut. Sprudeln beim digitalen Musizieren nur so die Ideen und auch das Nachbarskind macht fleißig mit, darf es durchaus mal um einiges länger sein. Sitzt das Kind mit hochroten Wangen und knirschenden Zähnen allein vor einer Serie, dann ist eher Abkürzen angesagt.

Der wichtigste Punkt ist und bleibt, sein eigenes Kind wahrzunehmen, möglichst oft darauf zu schauen, was wirklich gut ist und was nicht. Erlebt die digitale Welt regelmäßig gemeinsam und wo dein Nachwuchs eigene virtuelle Wege geht, da bleibt im Gespräch. Redet über Helden und Antagonisten, über Storys und Stolpersteine, was immer dein Kind bewegt. Das verbindet!

Empfohlene tägliche Bildschirmzeiten zur Orientierung

      • Bis 3 Jahre: gar nicht, nur Hörspiele ca. 30 Minuten

      • 3 bis 6 Jahre: 30 Minuten, dazu Hörspiele ca. 45 Minuten

      • 6 bis 10 Jahre: 45 bis 60 Minuten, dazu Hörspiele ca. 60 Minuten

      • Ab 10 Jahre: wöchentliches Kontingent mit 1 Stunde pro Lebensjahr je Woche

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