Nachhaltig leben mit Baby – auf den ersten Blick scheint das gar nicht so leicht: Windelmüll, massenweise Babykleidung und all die ganzen großen Anschaffungen, die man – zumindest laut Werbung – unbedingt für ein Baby braucht. Wenn man aber genau hinschaut, braucht so ein Baby gar nicht so viel. Und ein nachhaltiges Leben ist auch mit Baby gar nicht schwer! Hier findest du ein paar Tipps, wie dir das gelingt.
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Weniger ist mehr – Erstausstattung fürs Baby bewusst wählen
Wir empfehlen, vor der Geburt erstmal ganz minimalistisch an die Sache heranzugehen und nur das zu kaufen, was das Baby wirklich braucht: etwas zum Anziehen, einen Schlafplatz, eine Babyschale fürs Auto oder ein Tragetuch für den Weg nach Hause und PRE-Nahrung und Fläschchen, wenn nicht gestillt wird. Und dann kannst du nach und nach im Alltag schauen, welche Anschaffungen für euch überhaupt notwendig sind.
Bei notwendigen Anschaffungen lohnt es sich, auf Qualität statt Quantität zu setzen: Kaufe lieber weniger Teile, achte aber dafür besonders auf Haltbarkeit, Schadstofffreiheit und umweltschonende Herstellung.
Statt alles neu zu kaufen, kannst du vieles auch gebraucht kaufen oder mieten. So sparst du nicht nur Geld, sondern auch wertvolle Ressourcen. Denn das nachhaltigste Produkt ist stets das, was gar nicht erst hergestellt werden muss! Gerade große und teure Sachen wie Möbel oder Kinderwagen bekommst du meist sehr gut erhalten und für kleines Geld gebraucht. Ein weiterer Vorteil dabei: Eventuell vorhandene Schadstoffe sind bereits ausgedünstet bzw. ausgewaschen.
Nachhaltige Babykleidung: Bio-Baumwolle und Wolle-Seide
Bei Babykleidung solltest du auf natürliche Materialien wie Baumwolle oder Wolle und Seide setzen. Wir empfehlen dir, bei Babykleidung auf Siegel wie GOTS oder IVN Best zu achten. Dies sind zwei der strengsten Textilsiegel in Bezug auf nachhaltigen Anbau und Verarbeitung – so kannst du dir auch sicher sein, dass die Kleidung deines Babys keine Schadstoffe enthält.
Besonders gut geeignet ist Kleidung aus Wolle Seide fürs Baby: Die Mischung aus diesen beiden Stoffen ist besonders hautfreundlich und anschmiegsam. Wolle Seide ist atmungsaktiv, hält angenehm warm und kann gleichzeitig viel Feuchtigkeit aufnehmen, d.h. Schweiß vom Körper wegleiten. Sie hilft also, die Temperatur deines Babys zu regulieren und eignet sich für den Sommer ebenso wie für den Winter. Der Vorteil für die Umwelt: Wolle besitzt selbstreinigende Eigenschaften. Es reicht deshalb völlig aus, wenn du Wolle Seide Kleidung regelmäßig über Nacht auslüftest. Waschen ist nur bei grober Verschmutzung notwendig. Deshalb reicht es – anders als z.B. bei Baumwollkleidung – wenn du pro Größe 2 bis 3 Bodys für dein Baby kaufst.
Du kannst auch bewusst Babykleidung kaufen, die länger mitwächst: Hosen mit langen Bündchen können z.B. sehr lange getragen werden. Auch gibt es spezielle Bodyverlängerungen, die Bodys länger mitwachsen lassen. Und auch Babykleidung kannst du sehr gut gebraucht kaufen.
Müllberge vermeiden: Wickeln mit Stoffwindeln
Schätzungen zufolge benötigt ein Kind durchschnittlich ca. 5.000 Einmalwindeln bis es trocken wird. Hierdurch entsteht ein Berg aus nicht recycelbarem Müll mit einem Gewicht von einer Tonne. Diesen Müllberg kannst du vermeiden, wenn du mit Stoffwindeln wickelst. Hier gibt es mittlerweile verschiedene Systeme, die im Alltag – nach ein bisschen Einarbeitung – genauso leicht zu nutzen sind wie Einmalwindeln.
Stoffwindeln haben in der Regel auch insgesamt eine bessere Ökobilanz als Einmalwindeln, auch wenn diese natürlich sehr häufig gewaschen werden müssen. Dies gilt insbesondere dann, wenn du Stoffwindeln aus Bio-Baumwolle wählst, die in Europa hergestellt wurden, diese nicht im Wäschetrockner trocknest und über einen langen Zeitraum hinweg nutzt. Ein weiterer Vorteil: Stoffwindeln sind auf lange Sicht gesehen viel günstiger als Einmalwindeln.
Wickeln und Babypflege: Wasser und Öl genügt
Auch darüber hinaus kannst du beim Wickeln jede Menge Müll sparen, wenn du mit wiederverwendbaren Waschlappen und Wasser säuberst anstatt mit Feuchttüchern. Dies ist auch gleichzeitig besser für die empfindliche Babyhaut. Für die Babypflege reicht ein einfaches Bio-Öl und für das Bad reines Wasser – auf die ganzen Regale von Badezusätzen, Shampoos und Cremes kannst du bei Säuglingen getrost verzichten.
Fläschchen und Beikoststart ohne Plastik
Stillen ist natürlich die nachhaltigste Variante der Säuglingsernährung: keine Verpackung, keine Transportwege und immer direkt verfügbar. Aber auch für die Fläschchen-Ernährung gibt es nachhaltige Möglichkeiten ohne Plastik. Hier kannst du z.B. Glasflaschen mit Saugern aus Naturkautschuk nutzen. Anders als Plastiksauger sind diese biologisch abbaubar. Auch PRE-Milchpulver gibt es inzwischen aus biologischer Herstellung.
Wenn dein Baby größer wird, kannst du dein Kind am besten bei deinem selbstgekochten Essen mitessen lassen – entweder püriert als Brei oder als Finger Food. So isst dein Kind frisch und du vermeidest unnötigen Verpackungsmüll durch Gläschen und Co. Wenn du hierbei auf saisonale und regionale Produkte achtest, kannst du euren ökologischen Fußabdruck weiter reduzieren.
Auch zu dem üblichen Kindergeschirr aus Plastik bzw. Melamin gibt es inzwischen gute nachhaltige Alternativen. So kannst du stattdessen Geschirr aus Edelstahl oder Bio-Plastik nutzen. Letzteres wird oft aus Zuckerrohr hergestellt und ist biologisch abbaubar. Oder du lässt dich von der Montessori-Pädagogik inspirieren: Hier wird darauf Wert gelegt, dass Kinder früh bereits normales Geschirr verwenden – und dabei lernen, vorsichtig damit umzugehen.
Wunschlisten und “Zeit statt Zeug” zur Geburt
Oft bekommt man zur Geburt so einige Dinge geschenkt, die man am Ende doch nicht braucht. Unsere Empfehlung deshalb: Wenn es möglich ist, erstellt eine Wunschliste und kommuniziert vorher, was ihr euch zur Geburt wünscht. Das können Kleinigkeiten sein, die ihr ganz konkret noch für das Baby braucht. Es lohnt sich hier aber auch, schon an die nächsten ein oder zwei Jahre zu denken und an Anschaffungen, die dann vielleicht anfallen:
- Kleidung in der nächsten Größe
- Ein Gutschein für bzw. Zuschuss zu einem warmen Overall für Babys ersten Winter
- Ein Gutschein für bzw. Zuschuss zu Babys ersten Schuhen
Auch gut und besonders nachhaltig: Wünscht euch praktische Unterstützung oder “Zeit statt Zeug”! Gerade in der ersten Zeit mit Baby ist dies oft besonders wertvoll. Hier einige Ideen von uns:
- Selbstgekochtes Essen oder ein Gutschein für geliefertes Essen
- “Frühstücksservice” mit frischen Brötchen
- Ein Ausflug mit Geschwisterkindern des Babys
- Ein Gutschein für Unterstützung im Haushalt