Kinderlebensmittel und Nährwertprofile: Was ist gesund für mein Kind?

Kinderlebensmittel – das sollten eigentlich Lebensmittel sein, die an die ernährungsphysiologischen Bedürfnisse von Kindern angepasst sind. Gesunde Nahrung also, passend zum tatsächlichen Bedarf, was auch sonst? Der Begriff unterliegt in Wirklichkeit keiner rechtsverbindlichen Definition, hinter ihm verbirgt sich meistens sogar das Gegenteil dessen, was “gut” ist.

Kinderlebensmittel: Was ist das genau?

Das Max-Rubner-Institut (MRI), das als Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel fungiert, stellt offiziell fest, dass Kinderlebensmittel

     

    • … Produktnamen tragen, die Kinder direkt ansprechen.
    • … eine für Kinder ansprechende Optik haben (Verpackung und Produkt)
    • … Kinder und / oder Eltern “ansprechen”, mit verführerischen Texten und Beigaben.

     

    Spielvorschläge, Sammelbilder, ausgewiesene Lerneffekte: Das alles zeichnet sogenannte Kinderprodukte aus. Der Nährwert spielt in der Außendarstellung aus guten Gründen kaum eine Rolle, denn Zucker und Fett haben deutlich Vorrang, weil es den Kleinen so am besten schmeckt. Mit Mineralstoffen und Vitaminen angereicherte Produkte werden jedoch explizit angepriesen, teilweise fügen die Hersteller Gesundheitsversprechen an, die in die Irre führen.

    Nährwertdeklaration und Nutriscore: Was steckt dahinter?

    „Augen auf!“ heißt es für Eltern, die ihre Kinder gesund ernähren und ihnen entsprechende Gewohnheiten vermitteln möchten. Nährwertprofile weisen den Weg, sind aber keine Alleskönner.

    Die tabellarische Nährwertdeklaration ist seit dem 13. Dezember 2016 auf vorverpackten Lebensmitteln Pflicht, im Jahr 2020 kam als freiwillige Angabe das Nährwert-Logo Nutri-Score hinzu.

    Nur: Ist das nicht eher alles für Erwachsene gedacht? Tatsächlich gibt es bislang keine Nährwertangaben auf Verpackungen, die sich speziell an den Bedarf von Kindern orientieren. Das Forschungsdepartment für Kinderernährung (FKE) in Bochum weist regelmäßig darauf hin, dass Kinder keine “Kinderlebensmittel” brauchen, um sich ausgewogen zu ernähren. Bestimmte Grenzwerte sind laut WHO dennoch einzuhalten:

      • Joghurt- und Quarkzubereitungen sollten max. 10 g / 100 g Zucker enthalten.
      • Gekühlte Desserts für Kinder sollten max. 2,5 g / 100 g Fett enthalten.
      • Kinder-Frühstückscerealien sollten max. 15 g / 100 g Zucker enthalten.

      Die folgenden Zahlen zeigen, was an “Kinderlebensmitteln” dran ist: Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) stellte 2020 fest, dass Kinderfrühstückscerealien zu 99 Prozent den WHO-Zuckergrenzwert überschreiten, während Produkte ohne Alterseinordnung nur in 63 Prozent der Fälle darüberliegen. Wer Wert auf eine gesunde Ernährung legt, sollte Kindernahrungsmittel also eher vermeiden.

      Quelle: AOK-Cerealienstudie

      Wie erkenne ich, ob ein verpacktes Nahrungsmittel gesund ist – oder nicht?

      Nährwertdeklaration richtig lesen: eine Orientierungshilfe

      Wichtig ist vor allem eines: Was vorne dick und breit auf der Verpackung steht, hat keine Bedeutung. Ob “zuckerarm”, “gesund” oder “Vollkorn”: das sind Werbewörter, die sich bei näherem Hinsehen allzu oft in Schall und Rauch auflösen. Dreh die Verpackung um, schau dir die Nährwerttabellen und die Zutatenliste an!

      Die Nährwertangaben enthalten immer die Big 7 in 100 Milliliter oder 100 Gramm:

      • Brennwert
      • Fett
      • Gesättigte Fettsäuren
      • Zucker
      • Kohlenhydrate
      • Salz
      • Eiweiß

      Weitere Nährwerte dürfen, müssen aber nicht unbedingt angegeben werden. Vitamine und Mineralstoffe dürfen nur dann auftauchen, wenn das Lebensmittel einen signifikanten Anteil davon enthält (ab etwa 15 Prozent der empfohlenen Tagesdosis).

      Fett bezeichnet den gesamten Fettgehalt. Ungesättigte Fettsäuren sind gesünder als gesättigte. Ist viel mehr “Fett” als “ungesättigtes Fett” enthalten, kannst du von einem ungünstigen Fettgehalt ausgehen. Eine Angabe für höchst ungesunde Transfette ist leider (noch) nicht verpflichtend. Palm- und Kokosöl (s. Zutatenliste) enthalten übrigens besonders viel gesättigte Fettsäuren.

      Zucker ist ein weitgefasster Obergriff, in der Zutatenliste siehst du, um welche Art es sich genau handelt. Informiere dich über die einzelnen Zuckerarten wie z.B. Glucose-Fructose-Sirup (klingt nett, hat aber den Haken, dass auf Dauer gesundheitliche Risiken drohen) und Maltodextrin (wird nur langsam im Blut aufgenommen). So kannst du dich im Zuckerdschungel besser orientieren.

      Gesättigte Fettsäuren sollten laut Empfehlung des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) höchstens 10 Prozent der kindlichen Energiezufuhr ausmachen. Trotzdem liegt der Gesamtfettbedarf bei 30 Prozent, denn: Ungesättigte Fettsäuren aus pflanzlichen Fetten und Ölen sind besonders wertvoll, dazu gehören die berüchtigten Omega-6- und Omega-3-Fettsäuren.

      Kohlenhydrate sind, wie du oben in der Aufzählung siehst, nicht immer Zucker und vor allem nicht immer ungesund. Anhand der Zutatenliste kannst du prüfen, ob und welcher Zucker hinzugefügt wurde – oder ob dieser ein natürlicher Bestandteil des Lebensmittels ist.

      Salz gehört zu den lebenswichtigen Mineralstoffen, es befindet sich in vielen Lebensmitteln von Natur aus, wird aber auch häufig von außen zugefügt. Unser Küchensalz ist das Natriumchlorid, es reguliert unter anderem den Wassergehalt unserer Körperzellen. Zu hoher Salzkonsum kann schädlich sein, darum sollten Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren nur etwa 2 g pro Tag konsumieren, von 7 bis 10 Jahren dürfen es schon etwa 5 g sein.

      Eiweiß benötigt unser Körper dringend, weil er diese nicht selbst produzieren kann. Bei Kindern zwischen 1 und 4 Jahren liegt die empfohlene Proteinzufuhr um 1,0 g/kg pro Tag. Wiegt dein Kind also 10 kg, benötigt es 10 g Protein. Allerdings sind nicht alle Proteine gleich gut, es gibt essentielle Eiweiße und nicht-essentielle. Konzentriere dich vorwiegend auf pflanzliche Proteine, um auf der sicheren Seite zu sein.

      Das verrät dir die Zutatenliste auf der Verpackung

      Die Zutatenliste haben wir schon mehrfach erwähnt, auch sie ist sehr aussagekräftig, wenn du sie zu lesen weißt.  Die ersten 3 Zutaten, die dort genannt werden, haben den größten Mengenanteil im Produkt. Beginnt die Liste bereits mit Zucker und Fett, kannst du die Packung gleich im Regal stehenlassen. Auch ein hoher Anteil der folgenden Komponenten weist auf schlechte Qualität hin:

      • E200-290: Konservierungsstoffe
      • E100-181: Künstliche Farbstoffe
      • E900-1520: Süßungsmittel und andere Zusatzstoffe

      Meide außerdem Lebensmittel mit ellenlangen Zutatenlisten, da sie besonders weit von natürlicher Nahrung entfernt sind. (Weitgehend) naturbelassene Produkte können per Definition nicht viele Zutaten enthalten. 

      Das Wort “Aroma” bedeutet, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit mindestens ein künstlicher Geschmacksstoff enthalten ist. “Natürliches Aroma” stammt nicht unbedingt aus der Frucht, nach der das Produkt schmeckt. Es kann aus bestimmten Mikroben gewonnen sein, aus Pilzkulturen, Tieren oder Pflanzen.

      Hilfreich oder nicht: Was sagt mir der Nutri-Score? 

      Der Nutri-Score enthält eine knappe, plakative Angabe über den Gesamtnährwert eines verpackten Nahrungsmittels. Er reicht vom dunkelgrün gefärbte A, dem besten Wert, bis zum roten E und dient so der schnellen Orientierung. Positiv bewertet werden gesunde Inhaltsstoffe wie Proteine, Obst, Nüsse, Ballaststoffe und Gemüse. Abzüge gibt es für gesättigte Fettsäuren, viel Zucker und Salz sowie für einen hohen Kaloriengehalt. Alles in allem ergibt sich eine Gesamtpunktzahl, die einem der fünf Buchstaben zuzuordnen ist.

      Die Buchstaben dienen der schnellen Information, ohne dabei in die Tiefe zu gehen. Da die Angabe nicht verpflichtend ist, besteht eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit, auf D- oder E-Produkte zu treffen, doch vielleicht ändert sich die gesetzliche Lage in Zukunft noch. Eltern, die ausschließlich A-Lebensmittel für ihre Kinder kaufen, befinden sich aber noch nicht auf der sicheren Seite! Es gilt, auf Ausgewogenheit zu achten, um Mangelerscheinungen vorzubeugen – und dabei hilft der Nutri-Score nicht weiter.

      Eine Wissenschaft für sich ….

      Gesunde Ernährung und Nährwerte, das ist eine Wissenschaft für sich. Dieses komplexe Thema hat deine Aufmerksamkeit redlich verdient, denn es gehört zu den Grundpfeilern eines gesunden Lebens. Ich lege dir meine Informationsquellen als Leseempfehlung ans Herz, dort findest du noch viel mehr Informationen, um für den Ernährungsalltag bestens gerüstet zu sein.

      Weitere Artikelquellen und interessante Links zu diesem Thema:

      “Was sich bei Aldi bald für Kinder ändert , Focus, 12.01.2023 

      AOK-Cerealienstudie, aok-bv.de, 01.04.2020

      Was sind Nährwertprofile?, klartext-nahrungsergaenzung.de, 12.07.2022

      Nährwertkennzeichnung, Lebensmittelverband, Zugriff am 15.03.2023

      Nutri-Score, Lebensmittelverband, 29.10.2020

      Wie viel Eiweiß ist gesund?, NDR, 08.03.2023

      Gesundheitliche Bewertung von Aminosäuren, Bundesinstitut für Risikobewertung, Zugriff am 05.03.2023

      Der Nutri-Score: Kann man gesunde Lebensmittel verlässlich kennzeichnen?, quarks, 10.02.2021

       

       

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