Kinder liebevoll begleiten – Entspannung fürs Familienleben

Ein Kind schlägt wie der sprichwörtliche Blitz in dein Leben ein – und verändert (fast) alles. Wen wundert es, dass dabei Reibung und Stress entstehen? Zumal das kleine Wesen, das dir geschenkt wurde, völlig anders tickt als du selbst und dabei enorm viel Aufmerksamkeit fordert. Spicke deinen Alltag mit Stressableitern, um mit ein, zwei, drei kleinen Kindern so entspannt wie möglich zu leben. Eine Utopie ist das nicht, ein gutes Stück Arbeit aber schon. Vor allem an dir selbst.

“Ehe man eigene Kinder hat, hat man nicht die leiseste Vorstellung davon, welches Ausmaß die eigene Stärke, Liebe oder Erschöpfung annehmen kann.” (Peter Gallagher)

Von Wurzeln und Flügeln

Goethe war Dichter, aber vor allem Denker. Er sagte einst, dass wir unseren Kindern Wurzeln und Flügel geben müssen, und damit hat er Recht, bis heute. Ohne Wurzeln fühlen wir uns verloren. Kleine Menschen brauchen zuerst einmal das feste Fundament bedingungsloser elterlicher Liebe, auf die ihr Urvertrauen fußt. Einfühlsamkeit lässt sich übrigens trainieren, um damit die Beziehung zum Kind zu stärken. Auf diese Basis lassen sich Orientierungspunkte, Haltstellen, Grenzen setzen. Kein Zwangskorsett, keine Flügelstutzer, sondern liebevoll gesetzte Stoppschilder, die verhindern, sich selbst und anderen wehzutun. Hab keine Sorge, dass dein Kind dich weniger liebt, wenn du ihm zeigst, wo seine Grenzen sind. Ganz im Gegenteil: Liebevolles Grenzen setzen vermittelt Geborgenheit und legt so die Basis für ein entspanntes Leben mit kleinen Kindern – und darüber hinaus..

Die Wurzeln: Gemeinsam liebevoll Leitplanken setzen

Die Grenzen müssen klar erkennbar sein, dürfen sich nicht ständig verändern, sonst sorgt das für Irritationen. Darum ist es wichtig, dich mit deinem Partner oder deiner Partnerin abzusprechen, über eure Erziehungsziele, die Dos und Don’ts des Alltags. Werdet euch möglichst auch über die Konsequenzen einig, die bestimmtes Verhalten hat, um euren Kind berechenbare Leitplanken zu geben. Nur so könnt ihr als Einheit agieren und sorgt damit für Klarheit, statt kindliche Verwirrung zu stiften.

Es genügt nicht, ein einziges Mal darüber zu kommunizieren, ihr müsst es immer wieder tun und euch je nach Alter und Phase neu orientieren. Das ist auch für euch selbst wichtig, damit ihr in bestimmten Situationen nicht unbeherrscht reagiert, sondern genau wisst, was jetzt zu tun ist.

Konsequenzen – was soll das sein? Konsequenzen auf unerwünschtes Verhalten müssen möglichst sofort erfolgen und einen Bezug zum kindlichen Verhalten haben. Wirft das Kind zum Beispiel absichtlich seinen Becher um, muss es die “Sauerei” so gut es geht selbst entfernen oder der Lieblingsbecher kommt einen Tag lang in den Schrank. In diesem Sinne unterscheiden sich Konsequenzen von “Strafen”: Sie sind lebensnah und zeigen dem Kind ein festes Ursache-Wirkungs-Prinzip. Handelt in gleicher Situation stets gleich, unterlegt also eure Konsequenzen mit Konsequenz. Auf diese Weise schafft ihr klar ersichtliche Orientierungspunkte.

Checkliste für Kleinkindeltern: Hier solltet ihr euch einig sein

Umso mehr Einigkeit zwischen euch Eltern herrscht, desto übersichtlicher werden die Leitplanken für euer Kind. Sprecht über die folgenden Bereiche: Welche Regeln sollen dort gelten?

  • Tagesablauf: Ruhezeiten & Austoben
  • Konsequenzen: Grenzen & Reaktionen
  • Ernährung: Gesunde Mahlzeiten & Süßigkeiten
  • Medien: Zeiten & Arten
  • Mithelfen: Kleine Aufgaben im Haushalt

 

Denke daran: Leitplanken lassen immer Spielraum zur freien Entfaltung, sie sind eben kein Zwangskorsett. Ausnahmen sind schlichtweg menschlich, sie müssen nur nachvollziehbar und nicht zu viele sein. Und: Wenn ihr schon im Gespräch seid, plant auch eure eigenen Auszeiten ein, um regelmäßig neue Kraft zu schöpfen.

Tägliche Kampfgebiete durch Spiele entschärfen

Zu den wichtigen Alltagsregeln gehört auch die Hygiene, das Waschen und Zähneputzen, das Baden und Haarewaschen. In allzu vielen Familien tun sich an dieser Stelle Abgründe auf, die Badezimmerzeiten werden spätestens in der Trotzphase zu täglichen Kampfgebieten. Erobere dieses Schlachtfeld liebevoll für dich, mit Fantasie und Humor! Lass dich von den folgenden Alltagsbeispielen inspirieren und bau dir daraus dein eigenes humorvolles Konzept.

Der böse Waschlappen geht rum …

Lass dein Kind zum Beispiel zwischen dem bösen und dem guten Waschlappen wählen: Nimmt es den Guten, wird es sanft es zärtlich gewaschen, mit freundlichen Schnurrgeräuschen und einem feuchten Knutscher auf die Nasenspitze. Nimmt es den Bösen, schleicht das dumme Ding knurrend um das Kind herum, sucht einen Angriffspunkt und wuselt wild über den Nacken. Natürlich darf das Kind auch zwischen den beiden Waschlappentypen switchen, wenn es mag, das bringt noch mehr Schwung in die Bude.

Oma Zahn gut durchschrubbeln!

Beim Zähneputzen könnt ihr den einzelnen Zähnen Namen geben und dann Oma und Opa Zahn kräftig durchschrubbeln. Das Kind sollte dabei möglichst früh selbst Hand anlegen dürfen, Mama und Papa sind dann nur noch dafür da, den letzten bösen Bakterien den Kick nach draußen zu geben. Oh, halt, du musst Tante-Monika-Zahn noch den Rücken einschäumen! Gut gemacht, jetzt kommt die Wasserflut … Aus Wut und Geschrei kann auf diese Art schnell schallendes Gelächter werden.

Überleg dir, wie du aus anderen Stresssituationen ein Spiel machen kannst. Zum Beispiel indem du deinem Kind beim Shampoonieren lustige Haarfiguren formst und es dabei in den Spiegel schauen lässt. Dir und deinem Kind fällt gewiss noch viel mehr ein.  

Vorsicht, Trotzphase!

Die heißeste kindliche Phase ist die Trotzphase? Dann warte ab, bis du Teenager hast! Okay, wir wollen die verschiedenen Phasen nicht gegeneinander ausspielen, jede hat ihre eigenen Mühen und vor allem: Freuden. In der Trotzphase lernt dein Kind Selbstbehauptung, es löst sich ein Stück weit von seinen Eltern ab und entdeckt seine eigene Persönlichkeit. Das kann höllisch anstrengend sein, aber auch unfassbar interessant.

Bei manch einem Trotzanfalls reicht es aus, kurz innezuhalten und den tatsächlichen Anlass herauszufinden. Manchmal liegt es nur an einer Kleinigkeit, die dein Kleinkind schier in den Wahnsinn treibt. Vielleicht möchte dein Töchterchen noch diesen einen Legostein einsetzen, bevor es mit dir auf den Spielplatz geht, kann das aber nicht mit Worten vermitteln. Oder die Lieblingswurst liegt schief auf dem Brot, sodass die Butter hervorschaut – und das deckt sich mit dem perfekten Bild, das dein Söhnchen von seinem Abendessen hat. Eine kleine Korrektur, ein kleiner Moment deiner Zeit, und – zack! – ist alles wieder gut.

Leider klappt es nicht immer, aus dem Elefanten wieder eine Mücke zu zaubern. Dann musst du mit deinem Kind dadurch. Durch das Geschrei und die Wut ganz allmählich zurück ins ruhigere Fahrwasser. Nimmt den kleinen Trotzkopf dabei in den Arm, falls er dich lässt, und zeig, dass du trotz aller Turbulenzen zu ihm stehst. Bevor der Anfall richtig losgeht, hilft oft Ablenkung, mit einem Lieblingsspielzeug oder einem Hinweis auf ein lustiges Erlebnis. Klappt das nicht, ist für die Eltern innerliches Loslassen angesagt, im Bewusstsein, dass auch die Trotzphase irgendwann endet.

Die Flügel: Hilf mir, es selbst zu tun!

Maria Montessori war eine brillante Reformpädagogin, durch sie ist das Motto “Hilf mir, es selbst zu tun” bekannt geworden. In der Trotzphase streben Kinder nach Unabhängigkeit, sie wollen vieles selbst machen, dass sie bislang noch gar nicht können. So kommt es automatisch zu Frustration und Wut, wobei die Wut eine Kraftquelle darstellt, die sich für neue Versuche anzapfen lässt.

Unterbinde scheinbar sinnlose Selbermachversuche nicht, gibt geduldig Hilfestellung und hilf deinem Kind nach und nach, es tatsächlich selbst zu machen. Kleine Erfolge zu loben, kann unglaublich motivierend wirken! Wahrscheinlich bist du bald schon selbst überrascht, was dein Zwerg alles kann.

Und der Weg aus der Trotzphase wird kürzer als gedacht, weil du deinem Kind geholfen hast, so vieles selbst zu tun.

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