Die neueste Netflix-Serie Adolescence hat viele Eltern dazu gebracht, sich mit der sogenannten “80/20-Regel” und dem “Incel”-Phänomen auseinanderzusetzen. Als ein 13-Jähriger des Mordes an einer Mitschülerin verdächtigt wird, wollen seine Familie, seine Psychologin und der leitende Ermittler herausfinden, was passiert ist. Die Serie wirft Fragen über soziale Dynamiken und problematische Ideologien auf, die sich auch in Online-Communitys wiederfinden.
Inhaltsverzeichnis
Was ist die 80/20-Regel?
Die “80/20-Regel” stammt ursprünglich aus dem sogenannten Pareto-Prinzip, das besagt, dass 80 % der Ergebnisse durch 20 % der Ursachen erzeugt werden. Dieses Prinzip wird in vielen Bereichen angewendet, etwa im Zeitmanagement, der Wirtschaft und der Produktivitätssteigerung.
In Online-Foren wurde diese Regel jedoch umgedeutet und behauptet, dass 80 % der Frauen sich nur für die attraktivsten 20 % der Männer interessieren. Diese Theorie wird in Online-Foren oft als Erklärung dafür genutzt, warum manche Männer keine Partnerin finden.
Beziehungen lassen sich nicht in einfache Zahlen oder Regeln pressen, und solche Vereinfachungen können bei Jugendlichen zu falschen Vorstellungen führen.
Was bedeutet “Incel”?
“Incel” steht für “involuntary celibate“, also “unfreiwillig zölibatär”. So bezeichnen sich Menschen, meist junge Männer, die keine romantischen oder sexuellen Beziehungen haben und dafür äußere Umstände verantwortlich machen. Manche Incels entwickeln negative oder sogar hasserfüllte Ansichten gegenüber Frauen und erfolgreichen Männern. In extremen Fällen kann dies zu Radikalisierung und Gewalt führen.
Netflix-Serien thematisieren oft Unsicherheiten und soziale Isolation, aber sie können das Problem nicht vollständig abbilden. Eltern sollten aufmerksam sein, wenn ihr Kind sich mit solchen Ideen beschäftigt.
Altersfreigabe der Serie Adolescence
Die Netflix-Adolescence hat laut SWR3 eine Altersfreigabe von 12 Jahren. In der Serie werden Schimpfwörter verwendet, und Gewalt wird thematisiert (nicht direct gezeigt, sondern besprochen). Die ursprüngliche Einstufung lautet jedoch TV-MA (Mature Audience Only), was bedeutet, dass die Serie speziell für Erwachsene konzipiert ist und für Kinder unter 17 Jahren ungeeignet sein kann. Falls du dich entscheidest, sie gemeinsam mit deinen Kindern anzusehen, solltest du dies berücksichtigen.
Wie kannst du dein Kind unterstützen?
Laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ist es entscheidend, dass Eltern ein offenes Ohr für die digitalen Erlebnisse ihrer Kinder haben und sich mit ihren Online-Aktivitäten auseinandersetzen. Studien zeigen zudem, dass Medienkompetenz und kritisches Denken gefördert werden sollten, um junge Menschen vor Fehlinformationen und extremen Online-Communitys zu schützen. Die folgenden Tipps für Eltern basieren auf die zwei Informationsbroschüren:
- “Internetkompetenz für Eltern-Kinder sicher im Netz begleiten” (2018), klicksafe.de, internet-abc, & Landesanstalt für Medien NRW
- “Medienkompetenz-Tipps zum sicheren Umgang mit digitalin Medien” (2019), Nationale Plattform zur Fürderung von Medienkompetenzen (CH) & ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften.
Offene Gespräche führen und sicheres Internetverhalten vermitteln
Offene Gespräche über die Internetnutzung sind entscheidend, um ein gesundes und sicheres digitales Umfeld zu schaffen – sei es beim Streaming von Serien, der Nutzung sozialer Medien oder beim Gaming. Dabei sollte nicht nur auf Verbote gesetzt, sondern ein Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien gefördert werden. Falls du dich entscheidest, eine Serie mit deinen Kindern zu schauen, bietet dies eine gute Gelegenheit, um über die darin dargestellten Themen zu sprechen. Wenn Kinder wissen, dass sie über ihre Erlebnisse offen reden können, sind sie eher bereit, bei Problemen Hilfe zu suchen. Eltern sollten zudem als Vorbilder agieren und mit ihren Kindern über deren Online-Aktivitäten sprechen. Begleitet sie bei der Nutzung von Social Media und erklärt gemeinsam Vor- und Nachteile.
Kritisches Denken stärken
Nicht alles, was im Internet steht, ist wahr. Hilf deinem Kind, Informationen zu hinterfragen und Fake News zu erkennen. Eltern sind wichtige Begleiter und Vorbilder, wenn es darum geht, ein kritisches Auge für Medieninhalte zu entwickeln. Gemeinsame Diskussionen über Inhalte, Quellen und deren Glaubwürdigkeit können helfen, ein starkes Bewusstsein für Manipulation und Desinformation zu schaffen. Zeige, wie man falsche Informationen erkennt und überprüft, und erkläre, warum es wichtig ist, Nachrichtenquellen kritisch zu hinterfragen.
Selbstwertgefühl aufbauen
Vermittle ein gesundes Bild von Beziehungen und Selbstbewusstsein. Zeige, dass Zuneigung und Erfolg nicht nur von Äußerlichkeiten abhängen. Besonders in sozialen Medien können unrealistische Darstellungen von Körperbildern und Lebensweisen das Selbstwertgefühl beeinflussen. Eltern sollten ihre Kinder bei der Identitätsentwicklung begleiten und mit ihnen über stereotype Geschlechterrollen sowie digitale Selbstinszenierung sprechen. Klare Regeln zur Bildschirmzeit können helfen, eine gesunde Balance zwischen Online- und Offline-Aktivitäten zu finden.
Soziale Kontakte fördern
Falls dein Kind sich isoliert fühlt, ermutige es, Freundschaften zu pflegen oder Hobbys zu verfolgen. Die digitale Welt kann Verbindungen schaffen, aber auch zu sozialer Vereinsamung führen. Eltern können Alternativen für Freizeitaktivitäten anbieten, die den sozialen Austausch im echten Leben fördern.
Sicherheitsmaßnahmen für den Online-Alltag
Ein bewusster Umgang mit digitalen Medien erfordert auch Schutzmaßnahmen. Begrenze Bildschirmzeiten und erkläre, warum Pausen wichtig sind. Nutze Jugendschutzfilter für ungeeignete Inhalte (z. B. Medien kindersicher-Ihr Portal zum technischen Jugendmedienschutz), wobei Filter und Jugendschutzprogramme keine vollständige Sicherheit gewährleisten können. Aktiviere Datenschutzeinstellungen auf Social-Media-Plattformen, um die Privatsphäre deines Kindes zu schützen.
Umgang mit Online-Risiken
Kinder sollten wissen, wie sie sich vor Cybermobbing, Fake News und Cybergrooming schützen können. Ermutige dein Kind, respektvoll online zu kommunizieren und sich bei Problemen an dich zu wenden. Falls Cybermobbing auftritt, können Eltern sich an die Betreiber sozialer Netzwerke wenden. Besprecht, worauf es bei Online-Kontakten achten sollte, und stelle sicher, dass dein Kind sich nicht mit Fremden aus dem Internet trifft, es sei denn, du begleitest das Treffen an einem öffentlichen Ort.
Nützliche Anlaufstellen für Eltern und Jugendliche
- Klicksafe – Infos zu Datenschutz und Social Media
- Internet-abc – Lernangebote für den sicheren Umgang mit dem Internet
- !Schau Hin – Tipps zur Medienerziehung
- Nummer gegen Kummer – Anonyme Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern
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